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Ausgabe Nr. 34/2023 vom 22.08.2023, Foto: AdobeStock
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Vier kleine Drüsen können zur großen Gefahr werden
„Turbo“ für Knochenschwund
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Knochenschwund ist eine häufige Alterserkrankung. Damit steigt das Risiko für Knochenbrüche. Eine noch wenig bekannte Ursache für den Kalziumverlust in den Knochen sind überaktive Nebenschilddrüsen. Ein kleiner Eingriff behebt die Störung.
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Sie sind nur wenige Millimeter groß, doch die Wirkung des von ihnen gebildeten Hormons ist von größter Bedeutung für unsere Gesundheit. „Unsere Nebenschilddrüsen messen tatsächlich nur drei bis sechs Millimeter im Durchmesser. Im Normalfall besitzt der Mensch vier dieser Drüsen, die beidseitig an der Schilddrüse jeweils am oberen und unteren Pol liegen. Das Hormon, das sie bilden, nennen wir Parathormon, und es ist von wesentlicher Bedeutung für den Kalziumstoffwechsel. Entwickelt der Mensch zu viel dieses Parathormons, steigt der Kalziumwert im Blut. Diese hormonelle Überproduktion birgt aber zahlreiche Gesundheitsrisiken, darunter jenes für Knochenschwund“, erklärt Primar Priv.-Doz. Dr. Andreas Selberherr, Chirurg und Schilddrüsenspezialist am Evangelischen Krankenhaus (www.chirurgie-selberherr.at).

Zu hoher Kalziumwert bleibt lange unbemerkt
Ein zu hoher Kalziumwert im Blut bleibt oft über Jahre unbemerkt und kann so zum „Turbo“ für Knochenschwund werden. Dahinter steckt eine krankhafte Veränderung, eine Überfunktion, der „Stecknadel“-großen Organe.

„Überwiegend tritt diese Erkrankung bei Patienten ab dem sechsten Lebensjahrzehnt auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind“, erklärt der Hormonspezialist. Die Betroffenen neigen aber nicht nur zu einem vermehrten Knochenabbau. Es kann zur Bildung von Nierensteinen kommen, zu Beschwerden im Magen und Darm, vor allem zu Geschwüren im Magen und im Dünndarm. Leider erfolgt der Kalziumanstieg im Blut langsam und die Symptome werden oftmals spät bemerkt. In schweren Fällen kann es daher zu Herzrhythmusstörungen, ja sogar zu schwerwiegenden, intensivpflichtigen Bewusstseinsstörungen kommen.

Nebenschilddrüsen werden aufgespürt und entfernt
So wenig harmlos eine Überfunktion dieser Kleinstorgane ist, so leicht und dauerhaft behandelbar ist die Erkrankung. Bestätigen die Laborwerte der Blutuntersuchung sowie die MRT und eine spezielle Bilduntersuchung zur Lokalisation der Nebenschilddrüsen-Körperchen, dass eine Operation notwendig und sinnvoll ist, kann sie punktgenau erfolgen.
„In einem kurzen Eingriff, der zwischen dreißig und sechzig Minuten dauert und über einen kleinen Hautschnitt am Hals erfolgt, werden die veränderten Nebenschilddrüsen aufgespürt und entfernt. Die Patienten bleiben eine Nacht lang zur Kontrolle im Spital, zur Überwachung der zwar geringen, jedoch präsenten Nachblutungsgefahr.“ Beim Verlassen des Spitals erinnern dann nur noch Pflaster über die etwa vier Zentimeter lange Wunde. Die Wundkontrolle erfolgt eine Woche nach der Entlassung. „Es gibt keine Nahtentfernung, da der Wundverschluss mit selbstauflösenden Nähten durchgeführt wird“, erklärt Dr. Selberherr.

Abhängig vom Schweregrad des Knochenschwundes ist es oft nach der Operation sinnvoll, den entstandenen „Knochenhunger“ mit einer niedrigen Kalzium-Vitamin-D-Ergänzung zu stillen, beispielsweise mit entsprechenden, vom Arzt verordneten Kautabletten.

„Ich dachte, jetzt werde ich alt“
Patientin Eva Brunner, 58

„Vor zirka zwei Jahren schlichen sich die Beschwerden langsam in mein Leben. Ich fühlte mich komplett antriebslos, und es wurde immer schwieriger, aus dem Sitzen aufzustehen. Ich musste mich regelrecht ‚warmlaufen‘, sprich, nach dem Aufstehen mit ganz kleinen Schritten beginnen, um ‚in Fahrt‘ zu kommen. Die Knochenschmerzen, vor allem in den Beinen, waren kaum auszuhalten. Bis zur Operation dachte ich mir, ‚Jetzt werde ich langsam alt‘. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Nach der Feststellung meines Tumors wurden folgende Schritte eingeleitet. Es wurde eine Ultraschalluntersuchung gemacht sowie eine Biochemie der Schilddrüse, eine Nebenschilddrüsen-Szintigraphie, eine Messung der Knochengesundheit, ein Brustkorb-Röntgen, eine Knochendichtemessung und ein HNO-Besuch zwecks Stimmbandmobilität. Die Operation habe ich nun hinter mir. Ich fühle mich wie ausgewechselt. Plötzlich habe ich so viel Energie und fühle mich richtig fit.“

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