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Ausgabe Nr. 34/2023 vom 22.08.2023, Foto: Roman Jandl, MAMUZ
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Für die perfekte Technik wird intensiv trainiert.
Die Hunnen kommen!
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Ein Ausruf, der vor mehr als 1.500 Jahren das Blut in den Adern gefrieren ließ, begeistert bald Besucher des archäologischen Freigeländes beim Schloss Asparn an der Zaya (NÖ). Das Hunnenfest, das an diesem Wochenende stattfindet, gibt Einblicke ins Leben des kriegerischen Volkes.
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Vor mehr als 1.500 Jahren war Attila, der Hunnenkönig, mit seinen Gefolgsleuten auf Eroberungszügen Richtung Westen. Unser Hunnenfest, das erstmals seit 2019 wieder stattfindet, zeigt, was Attila so erfolgreich machte, wie die Hunnen lebten und warum sie legendär wurden“, erklärt die Organisatorin Renate Heger den Grund für das Spektakel am Areal des archäologischen Freigeländes beim Schloss Asparn an der Zaya (NÖ), das diesen Samstag, dem 26., und am Sonntag, dem 27. August, stattfindet.

Im Zentrum steht dabei natürlich die Präsentation der Kriegskunst, mit der sie ein Herrschaftsgebiet begründeten, das von der Nordgrenze Chinas bis nach Mitteleuropa reichte und vor der sogar das mächtige Römische Imperium klein beigeben musste.

Attila, berüchtigter Anführer des Reitervolkes
Als Attila, der berüchtigte Anführer des Reitervolkes, im Jahr 434 n. Chr. den Römern mit einem Feldzug drohte, entsandte Kaiser Theodosius II. eine Delegation zu Verhandlungen. Die Hunnen, so berichtet der römische Historiker Priskos erstaunt, entschieden, vom Rücken ihrer Pferde aus zu verhandeln. So blieben auch die Römer in ihren Sätteln. Nicht nur die Form der Verhandlungen legten die Hunnen fest. Auch bei den Ergebnissen konnten sie sich durchsetzen. Jährlich 350 Kilo Gold verlangte Attila dafür, das römische Gebiet in Frieden zu lassen. Der Delegation blieb nichts anderes übrig, als den Forderungen zuzustimmen. „Obwohl es von den Hunnen selbst keine schriftlichen Überlieferungen gibt, wissen wir einiges über sie.

Die Völker, mit denen sie über Kriege und Handel in Kontakt waren, haben vieles aufgezeichnet“, sagt Heger.
„Ausgerüstet mit wendigen Pferden und tödlichen Waffen, waren die Reiterkrieger gefährliche Gegner“, sagt Attila Kiss.
Der Geschichtsprofessor beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Zeit der Völkerwanderung und ist mit einer Truppe von neun „Kriegern“ beim Schloss Asparn, wo er vorzeigen wird, weshalb die Römer lieber eine Auseinandersetzung mit den Hunnen vermieden. „Es gibt eine Diskussion, wann die Steigbügel erfunden wurden. Die Hunnen hatten sie auf jeden Fall, denn sie konnten sich beim Reiten umdrehen und auf die Feinde hinter ihnen mit Pfeil und Bogen schießen“, sagt Kiss, der passenderweise auch Namensvetter des Hunnenkönigs ist.

„Damit das funktioniert, hatten sie auch speziell angepasstes Kriegsgerät wie den asymmetrischen Reiterbogen. Um ihn auf dem Rücken der Pferde problemlos handhaben zu können, ist die untere Seite kürzer. Auf dem Holzkern ist außen eine Hornschicht laminiert, die dem Bogen mehr Spannkraft verleiht. Ich bereite die Bögen anhand der archäologischen Funde vor und es dauert etwa ein Jahr, bis sie fertiggestellt sind.“ Sattel, Zaumzeuge und natürlich auch die Pfeile fertigt Kiss ebenfalls nach den Erkenntnissen über die Hunnen.

Lederer, Schmiede und Filzmeister geben Einblick in historische Fertigungstechniken
Immense Präzision und Geschicklichkeit liegen dieser Art zu kämpfen zu Grunde. Um das eindrucksvoll vorzuführen, muss einiger Aufwand betrieben werden. „Zuerst trainieren wir ohne die historische Kleidung und Ausrüstung, um die Choreografie zu lernen. Wenn dann jeder seine Rolle kennt, üben wir mit der richtigen Kleidung und Rüstung.

Normalerweise trainieren wir zwei Mal pro Woche und in der Woche vor der Show jeden Tag“, sagt Kiss, dessen Truppe auch zwei Frauen angehören. Sogar das ist historisch durchaus korrekt. „Unter den Reiternomaden, insbesondere unter den Sarmaten und Skythen, gab es Kriegerinnen“, weiß der 56 Jahre alte
Experte.

Um das Handwerk dieses nomadenhaft lebenden Volkes anschaulich zu machen, werden beim Hunnenfest unter anderem auch Lederer, Schmiede und Filzmeister vor Ort einen Einblick in die historischen Fertigungstechniken geben. Ist das Zusehen schon interessant, selbst Hand anzulegen, steigert das Gefühl, in die Hunnenwelt einzutauchen, noch viel mehr. So laden zahlreiche Mitmachstationen ein, aktiv zu werden und die eigene Geschicklichkeit auf die Probe zu stellen. Töpfern, Filzen, Lasso werfen und Basteln mit Naturmaterialien sind nur einige der Aktivitäten, an denen Groß und Klein teinehmen können. Akustisch erinnern Trommelrhythmen, zentralasiatische Klänge und mongolische Kehlkopf-Gesänge an den hunnischen Zeitgeist.

Das Programm beginnt an beiden Tagen um 10 Uhr
und endet um 18 Uhr. Außer den Reitershows, die um 12 Uhr und 14.30 Uhr beginnen, gibt es auch eine Modenschau mit der Vorführung awarischer Tracht, eine Präsentation mongolischer Musikinstrumente wie etwa der Pferdekopfgeige, ein Kurs zum Thema „Wie werden die Pfeilspitzen der Hunnen geschmiedet?“ und eine Aufführung des awarischen Kampftrainings. Der Eintritt für Erwachsene beträgt € 13,–, Kinder bis zum Alter von zehn Jahren dürfen das Fest gratis besuchen.
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