Kein Bankomat
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Die Zahl der Geldautomaten sinkt. In jeder 7. Gemeinde gibt es keinen Bankomaten mehr. Die Opposition will den Bürgern aber den Zugang zum Bargeld erhalten.
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Zu Bargeld zu kommen, wird hierzulande immer schwieriger. Die Zahl der Bankomaten nimmt ab. Rund 8.750 sind es derzeit. Schließen Banken ihre Zweigstellen, verschwinden auch die Automaten. In Maria Luggau in der Gemeinde Lesachtal (K) wurde vor zwei Jahren der Geldautomat abgebaut. „Aus der Bankfiliale ist eine Appartementanlage geworden, dabei brauchen vor allem unsere Senioren dringend einen Bankomaten. Der nächste ist zwölf Kilometer entfernt und steht in Liesing“, klagt der Lesachtaler ÖVP-Bürgermeister Johann Windbichler. Der Ort ist ein beliebtes Wallfahrtsziel. Jährlich besuchen ihn 40.000 Pilger und Urlauber. Der Bürgermeister hat versucht, die Bank zu überzeugen, den Bankomaten stehen zu lassen. „Doch sie waren nicht mehr bereit, € 12.000,– im Jahr für das Betreiben und die Standleitung des Geldautomaten zu zahlen.“
Ein anderer Anbieter wollte allein € 5.000,– im Jahr nur an Grundgebühr haben, egal, ob und wie oft es eine Abhebung gibt. „Als Gemeinde können wir das nicht verantworten“, sagt Johann Windbichler, „schließlich müssen wir das Geld nach den vielen Unwettern für Straßensanierungen verwenden.“ Es sei auch versucht worden, „mit den Wirten zu reden, damit die Grundgebühr unter ihnen aufgeteilt wird“, ohne Erfolg.
Zugang zu Bargeld ist Teil der Grundversorgung
Das Kärntner Beispiel ist eines von vielen. „Besonders im ländlichen Raum gibt es Herausforderungen bei der Bargeldversorgung“, sagt Walter Leiss, Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes. Auch wenn die Versorgung mit Geldautomaten laut Nationalbank „recht gut“ sei, hätten die Bürger in vielen Gemeinden wenig bis gar keinen Zugang zu Bargeld. „Dabei ist das ein wichtiger Teil der Grundversorgung in allen Regionen.“ Bargeld ist nach wie vor unser beliebtestes Zahlungsmittel. Rund zwei Drittel aller Einkäufe werden mit Münzen und Scheinen bezahlt.
Der Gang zur automatisierten „Geld-Tankstelle“ ist unterschiedlich weit. Für Wiener ist der nächste Bankomat im Schnitt nur 380 Meter entfernt. Kärntner müssen durchschnittlich 1,8 Kilometer zurücklegen. Dort können in der Regel bis zu 400 Euro pro Tag abgehoben werden. In mehr als 300 Gemeinden gibt es aber gar keinen Geldautomaten. Das ist jeder siebente Ort in unserem Land.
Die Opposition sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. Die SPÖ fordert ein „Bargeldversorgungs-Gesetz“. Es soll die Banken verpflichten, in jedem Ort zumindest einen Bankomaten zu betreiben. In Niederösterreich haben die Sozialdemokraten eine Unterschriften-Aktion dafür ins Leben gerufen. „Denn ohne Bargeld stirbt der Ort.“ Die Banken würden ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen „und nur mehr die Geschäfte machen, mit denen sie auch gewinnen“, kritisiert der SPÖ-Kommunalsprecher Andreas Kollross.
Ein Bankomat pro Gemeinde kostet elf Millionen Euro
Ein Geldautomat pro Gemeinde würde laut SPÖ den Bankensektor rund elf Millionen Euro mehr kosten. Bei einem Vorjahres-Gewinn der heimischen Banken von mehr als zehn Milliarden Euro würden die Bankomatkosten etwa ein Tausendstel betragen, rechnet Kollross vor.
Die „Sicherstellung des einfachen Zugangs zum Bargeld durch ausreichend Bankomaten und Bankfilialen“ ist auch eine zentrale Forderung der FPÖ in ihrer Online-Petition „Festung Bargeld“.
„Den Menschen wird die Verfügbarkeit und Benutzung von Bargeld immer schwerer gemacht“, warnt der freiheitliche Konsumentenschutzsprecher Peter Wurm, „sodass sie gezwungenermaßen immer mehr auf Online- und Digitalzahlung umsteigen, bis die Bargeldabschaffung am Ende quasi nur noch eine reine Formsache ist.“ Diese werde seitens der EU Stück für Stück vorangetrieben. „Zuerst wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft, jetzt soll eine Bargeldobergrenze von € 5.000,– und der digitale Euro eingeführt werden, der demnächst schon Münzen und Scheine ganz ersetzen soll“, bekrittelt der FPÖ-Politiker. Er befürchtet als Ergebnis davon den „gläsernen Bürger“. Umso wichtiger sei es, von politischer Seite gegenzusteuern. „Wir fordern daher den Schutz des Bargeldes als Zahlungsmittel in der Verfassung, wie es etwa die Slowakei erst vor Kurzem getan hat.“ Dass nun auch Bundeskanzler Karl Nehammer Bargeld im Verfassungsrang sehen will, kommentiert die FPÖ als „Ideendiebstahl“, während die SPÖ eine „plumpe Sommerlochdebatte“ ortet.
Die Gastronomie wäre von einer Bargeldabschaffung besonders betroffen. „In meinem Lokal akzeptiere ich nur Barzahlung“, meint etwa Heidi Skalik, die in Klosterneuburg (NÖ) die spanische Tapas-Bar „Montaditos“ betreibt. „Die Gäste würden sonst auch ein Soda Zitron um € 2,– mit Karte bezahlen wollen“, begründet sie ihre Entscheidung gegen ein Kartenzahlgerät. Neben der monatlichen Miete von rund € 30,– für die Geräte kommen auch noch Buchungsgebühren dazu und „die müsste ich dann wieder auf meine Preise draufschlagen“, sagt Skalik.
Einen „Bankomat-Mangel“ will die Wirtschaftskammer nicht bestätigen. Bei uns gäbe es 97 Bankomaten pro 100.000 Einwohner, in Deutschland sind es 66 pro 100.000 Bürger.
Das Problem ist für viele Bürger aber die Verteilung der Geldautomaten. Was nützt eine statistisch gesehen gute Bankomat-Versorgung, wenn es im Ort mit der Bargeld-Versorgung hapert. Pensionisten am Land, die nicht mobil sind, kommen immer schwerer an Euro-Scheine.
Derzeit werden rund vier Fünftel aller Geldautomaten von Banken betrieben, ein Fünftel von anderen Unternehmen. Die Kosten für die Betreiber beinhalten neben der Anschaffung die laufende Wartung und Überwachung. Das Gerät muss mit ausreichend Bargeld enstprechend den Abhebungen versorgt werden. „Für die Bereitstellung des Geldes im Geldausgabeautomaten fallen auch Zinsen an“, weiß Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer.
Und die Nutzung der Geräte nimmt kontinuierlich ab. „Covid hat diesen Trend nochmals deutlich bestätigt.“ Zudem sei auch zu beachten, „dass die Kosten für den Betrieb in den vergangenen zwei Jahren nicht zuletzt auch aufgrund von Inflation erheblich gestiegen sind“.
Geld beheben auch beim Bäcker und Friseur
Für eine bessere Bargeld-Versorgung am Land hat der Gemeindebund schon 2019 „gemeinsam mit Mastercard eine Initiative gestartet“, erklärt der Gemeindebund-Generalsekretär Leiss. Dadurch ist die Geldbehebung auch an der Kassa kleiner Betriebe und Gastro-Unternehmen möglich. „Beim Bezahlen im Wirtshaus, beim Bäcker, beim Friseur oder im Supermarkt nennt man den gewünschten Betrag – Limit ist 200 Euro – und bekommt das Bargeld ausgehändigt.“
33 Mal pro Jahr zum Bankomaten
Rund 8.750 Bankomaten gibt es in unserem Land.
2021 waren es noch 9.200.
33 Mal im Jahr behebt ein Kunde im Schnitt Geld
beim Bankomaten.
Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Abhebungen
betragen weniger als € 100,–.
Nur jeder Zehnte hebt den Höchstbetrag
von € 400,– ab.
Ein anderer Anbieter wollte allein € 5.000,– im Jahr nur an Grundgebühr haben, egal, ob und wie oft es eine Abhebung gibt. „Als Gemeinde können wir das nicht verantworten“, sagt Johann Windbichler, „schließlich müssen wir das Geld nach den vielen Unwettern für Straßensanierungen verwenden.“ Es sei auch versucht worden, „mit den Wirten zu reden, damit die Grundgebühr unter ihnen aufgeteilt wird“, ohne Erfolg.
Zugang zu Bargeld ist Teil der Grundversorgung
Das Kärntner Beispiel ist eines von vielen. „Besonders im ländlichen Raum gibt es Herausforderungen bei der Bargeldversorgung“, sagt Walter Leiss, Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes. Auch wenn die Versorgung mit Geldautomaten laut Nationalbank „recht gut“ sei, hätten die Bürger in vielen Gemeinden wenig bis gar keinen Zugang zu Bargeld. „Dabei ist das ein wichtiger Teil der Grundversorgung in allen Regionen.“ Bargeld ist nach wie vor unser beliebtestes Zahlungsmittel. Rund zwei Drittel aller Einkäufe werden mit Münzen und Scheinen bezahlt.
Der Gang zur automatisierten „Geld-Tankstelle“ ist unterschiedlich weit. Für Wiener ist der nächste Bankomat im Schnitt nur 380 Meter entfernt. Kärntner müssen durchschnittlich 1,8 Kilometer zurücklegen. Dort können in der Regel bis zu 400 Euro pro Tag abgehoben werden. In mehr als 300 Gemeinden gibt es aber gar keinen Geldautomaten. Das ist jeder siebente Ort in unserem Land.
Die Opposition sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. Die SPÖ fordert ein „Bargeldversorgungs-Gesetz“. Es soll die Banken verpflichten, in jedem Ort zumindest einen Bankomaten zu betreiben. In Niederösterreich haben die Sozialdemokraten eine Unterschriften-Aktion dafür ins Leben gerufen. „Denn ohne Bargeld stirbt der Ort.“ Die Banken würden ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen „und nur mehr die Geschäfte machen, mit denen sie auch gewinnen“, kritisiert der SPÖ-Kommunalsprecher Andreas Kollross.
Ein Bankomat pro Gemeinde kostet elf Millionen Euro
Ein Geldautomat pro Gemeinde würde laut SPÖ den Bankensektor rund elf Millionen Euro mehr kosten. Bei einem Vorjahres-Gewinn der heimischen Banken von mehr als zehn Milliarden Euro würden die Bankomatkosten etwa ein Tausendstel betragen, rechnet Kollross vor.
Die „Sicherstellung des einfachen Zugangs zum Bargeld durch ausreichend Bankomaten und Bankfilialen“ ist auch eine zentrale Forderung der FPÖ in ihrer Online-Petition „Festung Bargeld“.
„Den Menschen wird die Verfügbarkeit und Benutzung von Bargeld immer schwerer gemacht“, warnt der freiheitliche Konsumentenschutzsprecher Peter Wurm, „sodass sie gezwungenermaßen immer mehr auf Online- und Digitalzahlung umsteigen, bis die Bargeldabschaffung am Ende quasi nur noch eine reine Formsache ist.“ Diese werde seitens der EU Stück für Stück vorangetrieben. „Zuerst wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft, jetzt soll eine Bargeldobergrenze von € 5.000,– und der digitale Euro eingeführt werden, der demnächst schon Münzen und Scheine ganz ersetzen soll“, bekrittelt der FPÖ-Politiker. Er befürchtet als Ergebnis davon den „gläsernen Bürger“. Umso wichtiger sei es, von politischer Seite gegenzusteuern. „Wir fordern daher den Schutz des Bargeldes als Zahlungsmittel in der Verfassung, wie es etwa die Slowakei erst vor Kurzem getan hat.“ Dass nun auch Bundeskanzler Karl Nehammer Bargeld im Verfassungsrang sehen will, kommentiert die FPÖ als „Ideendiebstahl“, während die SPÖ eine „plumpe Sommerlochdebatte“ ortet.
Die Gastronomie wäre von einer Bargeldabschaffung besonders betroffen. „In meinem Lokal akzeptiere ich nur Barzahlung“, meint etwa Heidi Skalik, die in Klosterneuburg (NÖ) die spanische Tapas-Bar „Montaditos“ betreibt. „Die Gäste würden sonst auch ein Soda Zitron um € 2,– mit Karte bezahlen wollen“, begründet sie ihre Entscheidung gegen ein Kartenzahlgerät. Neben der monatlichen Miete von rund € 30,– für die Geräte kommen auch noch Buchungsgebühren dazu und „die müsste ich dann wieder auf meine Preise draufschlagen“, sagt Skalik.
Einen „Bankomat-Mangel“ will die Wirtschaftskammer nicht bestätigen. Bei uns gäbe es 97 Bankomaten pro 100.000 Einwohner, in Deutschland sind es 66 pro 100.000 Bürger.
Das Problem ist für viele Bürger aber die Verteilung der Geldautomaten. Was nützt eine statistisch gesehen gute Bankomat-Versorgung, wenn es im Ort mit der Bargeld-Versorgung hapert. Pensionisten am Land, die nicht mobil sind, kommen immer schwerer an Euro-Scheine.
Derzeit werden rund vier Fünftel aller Geldautomaten von Banken betrieben, ein Fünftel von anderen Unternehmen. Die Kosten für die Betreiber beinhalten neben der Anschaffung die laufende Wartung und Überwachung. Das Gerät muss mit ausreichend Bargeld enstprechend den Abhebungen versorgt werden. „Für die Bereitstellung des Geldes im Geldausgabeautomaten fallen auch Zinsen an“, weiß Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer.
Und die Nutzung der Geräte nimmt kontinuierlich ab. „Covid hat diesen Trend nochmals deutlich bestätigt.“ Zudem sei auch zu beachten, „dass die Kosten für den Betrieb in den vergangenen zwei Jahren nicht zuletzt auch aufgrund von Inflation erheblich gestiegen sind“.
Geld beheben auch beim Bäcker und Friseur
Für eine bessere Bargeld-Versorgung am Land hat der Gemeindebund schon 2019 „gemeinsam mit Mastercard eine Initiative gestartet“, erklärt der Gemeindebund-Generalsekretär Leiss. Dadurch ist die Geldbehebung auch an der Kassa kleiner Betriebe und Gastro-Unternehmen möglich. „Beim Bezahlen im Wirtshaus, beim Bäcker, beim Friseur oder im Supermarkt nennt man den gewünschten Betrag – Limit ist 200 Euro – und bekommt das Bargeld ausgehändigt.“
33 Mal pro Jahr zum Bankomaten
Rund 8.750 Bankomaten gibt es in unserem Land.
2021 waren es noch 9.200.
33 Mal im Jahr behebt ein Kunde im Schnitt Geld
beim Bankomaten.
Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Abhebungen
betragen weniger als € 100,–.
Nur jeder Zehnte hebt den Höchstbetrag
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