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Ausgabe Nr. 31/2023 vom 01.08.2023, Foto: Roland Holitzky, zvg
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Evelyn Matejka und Tom Burger haben einen
einzigartigen Platz in den Bergen geschaffen.
Hier gibt‘s herzhafte vegane Brettljausen
Die Hütten-Wirtsleute Evelyn Matejka und Tom Burger machten die Franz-Fischer-Hütte bei Zederhaus (S) zur ersten Schutzhütte mit rein vegetarischen und veganen Speisen. Sogar Fleischtiger lieben diese Kost und tauschen ihr Schnitzel gegen vegane Pressknödel ein.
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Wenn um 4.30 Uhr der Wecker klingelt, beginnt für Evelyn Matejka ein arbeitsreicher Tag. Und zwar mit dem Anrühren des ersten Kuchenteiges. Bis zum Vormittag hat die 46jährige für ihre „Bergkonditorei“ herrliche Mehlspeisen wie Nussecken, Apfelstrudel oder Mohnkuchen gezaubert.
„Backen und Kochen sind meine Leidenschaft. Denn die Ernährung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit. Jenen Gästen, die zu uns auf die Hütte kommen, möchte ich eine Abwechslung zu ihren Ernährungsgewohnheiten anbieten“, sagt Matejka, die eigentlich ausgebildete Operations-Krankenschwester ist, aber ihre Erfüllung als Hüttenwirtin gefunden und sich das Kochen selbst beigebracht hat.

Seit dem Jahr 2017 bewirtschaftet sie die auf 2.020 Metern Höhe in der Gemeinde Zederhaus im Lungau (S) gelegene Franz-Fischer-Hütte, und seit 2020 wird hier fleischlos gekocht und gegessen. Evelyn Matejka und ihr Partner Tom Burger, 57, der sie seit 2021 auf der Hütte unterstützt, verzichten als erste und einzige der 231 Hütten des Österreichischen Alpenvereines auf Fleischspeisen.
„Wir möchten niemanden zu einem anderen Leben bekehren, das liegt uns fern. Aber wenn es uns gelingt, unsere Gäste mit unseren Speisen auf vegetarischer oder gar veganer Basis einfach nur zu überraschen, dann sind wir schon zufrieden“, lautet die Ansicht der sympathischen Wirtin, die selbst schon lange Vegetarierin ist und ihren Lebensgefährten ebenfalls zur fleischlosen Kost hingeführt hat.

„Ich hatte vorher ein völlig anderes Leben, habe Betriebswirtschaft und Jus studiert und war im Vorstand eines Industrieunternehmens. Natürlich habe ich auch Fleisch gegessen, aber meine Beziehung zu Evelyn hat meine Einstellung dazu geändert. Die Massentierhaltung in vielen Großbetrieben ist alles andere als artgerecht und die Bilder von qualvollen Tiertransporten und unglaublichen Vorgangsweisen in den Schlachthöfen dieser Welt sind einfach nur erschreckend“, sagt Burger, der auf einer seiner Wanderungen eines Tages in die Franz-Fischer-Hütte eingekehrt ist und sich in Matejka verliebt hat.

Große Speisenauswahl, überraschte Gäste

Von 15. Juni bis Anfang Oktober betreibt das Paar die Berghütte, und das mit großem Erfolg. Denn die Gäste wissen mittlerweile die fleischlose Kost zu schätzen. Immerhin stehen auf der Speisekarte Köstlichkeiten wie etwa als Vorspeise eine Kaspressknödelsuppe (2 Stück um € 9,–) oder eine Käferbohnenknödel-Suppe (2 Stück um
€ 9,–). Für den großen Hunger empfiehlt die Hüttenwirtin die Mosermandl-Pfandl, ein Gröstl aus Gerste oder/und Erdäpfeln, jeweils mit Ofengemüse der Saison aus regionalem Anbau (€ 9,–). Dazu kann der Gast entweder zwei Spiegeleier aus Bio-Freilandhaltung (€ 3,–), zwei Scheiben Bio-Bergkäse (€ 2,–), Räuchertofu (€ 3,–) oder eine bunte Salatschale (€ 6,–) bestellen.

Außerdem gibt es verschiedene Brote, darunter das große Käsebrot (€ 10,–), bestehend aus zwei Stück Brot, Bio-Käse, Saisongemüse, Äpfeln, Nüssen und Kürbiskernöl
oder das kleine Veggibrot (€ 6,–) mit zwei vegetarisch/veganen Aufstrichen, Saisongemüse, Körnermix und Kürbiskernöl. Wer das „Nebelkaseck“ bestellt, bekommt eine große Käsejause (€ 18,–) mit drei Stück Brot, regionalem Bio-Alm- und Bergkäse, selbstgemachten Aufstrichen, Butter, Ei, Saisongemüse, Körnermix und Kürbiskernöl serviert. Für Naschkatzen gibt es eine Auswahl an frisch gemachten Kuchen und Strudeln (jeweils € 4,50,–). Weil die Wirtin dafür ja zu nachtschlafener Zeit aufsteht.

„Ich achte auf Qualität, Frische und lokalen Bezug. Viele Produkte kommen aus dem Lungau, der Rest aus den Bundesländern Kärnten und Steiermark. Ich vermeide unnötige Verpackung und wähle meine Lieferanten sorgfältig aus“, sagt Matejka, die gern beobachtet, wie aus Fleischtigern begeisterte Hütten-Veganer werden. „Zuerst sind sie zwar skeptisch und haben Sorge, nicht richtig satt zu werden, aber es hat noch jedem geschmeckt und wir haben bereits viele Stammgäste.“

Gut 40 davon haben im Innenbereich der Hütte Platz, 80 auf der sonnigen Terrasse. Wer möchte, kann auf der Schutzhütte in einem der vier Zimmer um 30 Euro pro Person übernachten. In einer energieautarken Umgebung. „Wir haben unsere eigene Wasserquelle und verfügen über eine vollbiologische Kläranlage. Auch wenn Warmwasser nur begrenzt zur Verfügung steht, verstehen die Menschen das und kommen damit zurecht. Wer zu uns kommt, sucht Ruhe, Entspannung, legt Wert auf Nachhaltigkeit und gutes Essen“, sagt Tom Burger.

Mohnkuchen

Zutaten:
300 g Apfel-/Birnenmus, 200 g vegane Sahne,
70 g Mineral­wasser, 150 g Mohn, 100 g Zucker,
80 g Öl oder Margarine, 2 EL Leinsamen, geschrotet, 1 EL Sojamehl, 1 EL geriebene Orangenschalen, 1 EL Rum, 230 g Mehl, Semmelbrösel oder geriebene Nüsse für die Form

Zubereitung:
Backrohr auf 165 Grad Umluft vorheizen.
Gugelhupf-Form einfetten und mit Bröseln oder geriebenen Nüssen (z. B. Mandeln) bestreuen. Fruchtmus mit allen Zutaten, außer dem Mehl, im Rührgerät ein paar Minuten schaumig schlagen. Das Mehl mit einem Spatel per Hand in den Kuchenteig einrühren, eventuell etwas mehr Mehl verwenden, der Teig soll aber noch schön weich sein und von selbst zäh in die Backform laufen.
Kuchen im Backrohr ca. 1 Stunde backen, dann abdecken und ca. 15 Minuten fertig backen (Stäbchenprobe!).

Getränke-Tipp:
Zum Mohnkuchen passt hervorragend der selbstgemachte Holunder-Minz-Sirup, aufgespritzt mit Soda oder Quellwasser. Schmeckt nach einer langen Wanderung äußerst erfrischend.
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