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Ausgabe Nr. 20/2023 vom 15.05.2023, Foto: Getty Images/iStockphoto
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Trockene Zeiten
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Das Auffüllen Tausender Becken bringt Wasser-versorger ins Schwitzen. Einige Bürgermeister dürften daher „Poolbefüllungen“ bald zeitweilig verbieten.
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Urlaub im eigenen Garten lag während der Pandemie unfreiwillig im Trend. Davon profitierten Schwimmbecken-Hersteller. Sie konnten sich vor Aufträgen kaum retten, verzeichneten Zuwächse von hundert Prozent und mehr.
Doch der Klimawandel macht „Pool“-Besitzern einen Strich durch die Rechnung. So ist in manchen Regionen in Frankreich das Auffüllen von Schwimmbecken bereits ver­boten. Hierzulande wird in der Steiermark über ein Bauverbot neuer Pools nachgedacht. Dort wurden im Vorjahr 60.000 Becken mit 1,5 Milliarden Liter Trinkwasser befüllt. Das entspricht dem Jahresverbrauch von mehr als 31.000 Personen.

Hintergrund ist aber noch keine allgemeine Wasserknappheit, sondern das gleichzeitige Befüllen vieler Becken. Es gibt zwar von manchen Wasserversorgen Meldepflichten für das Auffüllen, doch daran halten sich nur wenige, kritisiert der zuständige steirische Landesrat, Johann Seitinger (ÖVP). Er appelliert, die Meldepflichten einzuhalten. „Sonst bricht in der Gemeinde die Wasserversorgung zusammen.“

Seitinger sieht das Wasserleitungsnetz, vor allem in der Südsteiermark, an seinen Grenzen. Etliche Bürgermeister pochen sogar auf ein Verbot neuer Schwimmbecken. „Die Trinkwasserversorgung muss vorrangig bleiben“, mahnt Seitinger im Hinblick auf Expertenprognosen, wonach die Grundwasserreserven bis 2025 um ein Drittel zurückgehen werden.

Im Burgenland ist von Verboten keine Rede. Stattdessen gibt es teils Befüllungstermine, um eine zeit­liche Staffelung zu erreichen, was die Situation entspannt. Dasselbe gilt für Niederösterreich. „Sollte es zu massiven Engpässen kommen, haben die Wasserversorger auch die Möglichkeit, den Wasserbezug für bestimmte, nicht unbedingt nötige Brauchwasserzwecke, etwa die Poolbefüllung, zu beschränken. Dazu könnte der Bürgermeister eine entsprechende Anordnung erlassen“, erklärt der Sprecher des Landes Niederösterreich, Martin Engelmaier.

Laut Stefan Zach, dem Sprecher des größten niederösterreichischen Wasserversorgers, der EVN (Energieversorgung Niederösterreich), besteht aber kein Grund zur Sorge. „Niederösterreich hat mehr als 100 Brunnen und Quellen, großteils in den Donauniederungen.“ Jedoch wird auch immer mehr Wasser verbraucht. „Der Wasserverbrauch steigt jedes Jahr um ein bis zwei Prozent.“ Hintergrund sind die Gartenbewässerungen und Befüllungen von Schwimmbecken. Deswegen müssen laufend neue Quellen erschlossen werden.

Für den heurigen Sommer sieht Zach keine Probleme, zumal die EVN-Netze gut gerüstet seien. Zudem gibt es laufend Wartungen. Leitungen werden mit modernsten Hilfsmitteln auf undichte Stellen geprüft. „Durch Sanierungen sparen wir jährlich 1,5 Millionen Liter Wasser ein.“ Auch wird das Wassernetz laufend ausgebaut. So entsteht derzeit eine 60 Kilometer lange Leitung zwischen Krems und Zwettl (NÖ). „Ab Fertigstellung 2025 können wir jährlich 120.000 Einwohner mit Wasser versorgen“. Die Kosten von rund 50 Millionen Euro muss die EVN alleine stemmen.

146 Millionen Euro für Wasserinfrastruktur
Auch der Bund investiert ins Wasser­netz, um „die Infrastruktur dem Klimawandel anzupassen und die Trinkwasserversorgung sicherzustellen“, erklärt ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, 48. Er genehmigte dieser Tage 146 Millionen Euro für den Ausbau der Wasserinfrastruktur. Zu den größten von den 1.244 Wasser-Projekten zählen die Verlängerung der dritten Trinkwasserhauptleitung Nord in Wien sowie der 13,5 Kilometer lange Koralmsammler in der Steiermark, ein großer Schmutz­wassersammelkanal, der weitgehend der Koralm Bahntrasse folgt.

In Niederösterreich wird die Neuerrichtung eines 200 Kubikmeter umfassenden Hochbehälters zur Trinkwasserversorgung der Marktgemeinde Kilb gefördert, im Burgenland die Sanierung eines 3.000 Kubikmeter umfassenden Hochbehälters in Pinkafeld.

In Kärnten, wo ungeregelte Poolbefüllungen ebenfalls bereits zu Problemen geführt haben, wird derzeit das Gemeindewasserversorgungsgesetz geändert. „Künftig wird es den Kärntner Bürgermeistern ermöglicht, präventive Lenkungsmaßnahmen für besonderen Wasserverbrauch zu verordnen“, teilt Gerd Kurath, Leiter des Landespressedienstes Kärnten, mit. Darunter fällt auch ein zeitlich festgelegtes Verbot von Pool- und Schwimmteichbefüllungen. Der Entwurf des Gesetzes befindet sich im Begutachtungsverfahren.
Das Bundesland mit der höchsten Pool-Dichte ist Oberösterreich. Dort gibt es mehr als 62.000 private Schwimmbecken. Gemeinden können aber eine Pool-Steuer einheben.

Hitzewelle rollt an
Die gibt es etwa im 3.400 Seelen-Ort Eberschwang. Für ein durchschnittliches Becken, das mehr als 40 Kubikmeter fasst, werden 72 Euro fällig. Ein Pool-Verbot hält der zuständige Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) aber „für nicht zielführend“.

Heiße Badetagen wird es heuer jedenfalls genug geben. Denn es ist eine arge Hitzewelle in Sicht, erklärt Thomas Wostal von der „GeoSphere Austria“. „Die Monate Mai, Juni und Juli werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent überdurchschnittlich heiß sein. Die Hitze wird uns im Griff haben.“ Für den Experten ein Beweis für den menschengemachten Klimawandel. „Die Zahl der Tage mit mindestens 30 Grad pro Jahr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht.“ Durchschnittlich gibt es in den Landeshauptstädten schon zwischen 9 und 23 Hitzetage pro Jahr. Die Rekordwerte lagen größtenteils bei mehr als 40 Hitzetagen. „Was früher extrem war, ist heute normal“, sagt Wostal.

Dieses Jahr wird in 160.000 Schwimmbecken geplanscht
  • 4.500 Schwimmbecken werden bei uns jedes Jahr aufgebaut.
  • Rund 160.000 Schwimmbecken sind aktuell in heimischen Gärten zu finden.
  • Acht mal vier Meter ist das beliebteste „Pool“-Maß.
  • Bei einer Tiefe von 1,5 Metern fasst das Becken 48 Kubik­meter Wasser.
  • Ein Becken dieser Größe aufzufüllen kostet etwa 90 Euro.
  • Es wird empfohlen, Becken nicht über einen Hydranten, sondern über die Wasser­leitung einzulassen – möglichst nachts.
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