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Ausgabe Nr. 10/2023 vom 07.03.2023, Foto: www.fotoglick.at
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Hufeisenkünstler Alexander Exenberger.
Skulpturen mit Glück
Hufeisen sollen ja Glück bringen. Wer eine Skulptur von Alexander Exenberger erwirbt, muss daher mit Glück geradezu überschwemmt werden. Denn die lebensgroßen Pferde und Fabelwesen, die der 42jährige in seinem Atelier in St. Kathrein am Offenegg (Stmk.) entstehen lässt, sehen nicht nur beeindruckend aus. Er fertigt seine Kunstwerke aus Hufeisen.
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Ich wollte eigentlich nur schweißen lernen“, erinnert sich Alexander Exenberger. Das war vor etwa zehn Jahren. Damals arbeitete der gebürtige Salzburger in St. Kathrein am Offenegg im hügeligen Bezirk Weiz (Stmk.) als Küchenchef im Landgasthof der Eltern seiner Lebensgefährtin Elisabeth. „Auf der Suche nach geeignetem Material für meine ersten Schweißnähte fand ich aber nur ein paar Hufeisen.“ Und da die Pferdebeschuhung ja bekanntermaßen Glück bringt, stellte es sich bei ihm auch ein. Zwar mit ein wenig Zeitverzögerung, aber immerhin.

Das private Glück mit seiner Elisabeth erweiterte sich um die Söhne Anton, 4, und Felix, 5, und auch auf das berufliche hatte der Hufeisenfund maßgeblichen Einfluss. „Irgendwann ist beim Üben der Schweißnähte eine Blume entstanden, dann ein Herz. Und dann hab‘ ich mich an einer Pferdeskulptur aus Hufeisen versucht“, berichtet der 42jährige von seinen ersten kreativen Schritten. Die stand dann unbeachtet ein Jahr bei ihm zuhause herum. „Ich wollte sie schon zum Alteisencontainer beim Bauhof bringen, als Elisabeth meinte, ich sollte doch vorher versuchen, sie zu verkaufen. Also habe ich im Internet auf meiner Facebook-Seite inseriert.“ Zu seiner Überraschung meldeten sich sieben Interessenten.

Aus dem Hobby-Schweißer wurde ein Hufeisenkünstler
Noch größer war seine Überraschung, als er darauf zwei Aufträge aus Deutschland für Pferdeskulpturen erhielt. Über ein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis machte sich der Küchenchef damals keine Gedanken. „Ich habe einfach 2.000 Euro pro Stück verlangt. Als sie fertig waren, habe ich sie mit ein paar Freunden geliefert. Nach Abzug der Sprit-, Essens- und Übernachtungskosten sind mir 1.500 Euro übriggeblieben. Aber eine Gaudi haben wir gehabt“, erinnert sich Exenberger schmunzelnd.

Was als Gaudi begann, entwickelte sich zur Kunstwerkstatt „Alm-Art“ und aus dem Hobby-Schweißer wurde im wahrsten Sinn des Wortes ein Hufeisenkünstler. Mittlerweile hat Exenberger als Ein-Mann-Betrieb 150 große Skulpturen gefertigt. „Davon 80 Pferde, dann noch Fabelwesen wie Drachen und Einhörner, Hirsche, Pumas, Hunde und Katzen“, zählt der Künstler auf. Zu seinen Kunden gehören Frank Stronach, der drei Hufeisenpferde orderte und das Lipizzanergestüt Piber, dem er zwei Skulpturen fertigte und auch viele Gemeinden, die seine Kunstwerke prominent platzierten.

Mittlerweile müssen sich Kunden in Geduld üben. Zwar konnte Exenberger die zwölf Monate Wartezeit, die aufgrund von Materialknappheit entstanden sind, auf drei bis vier Monate reduzieren. „Es gibt hierzulande niemanden, von dem ich Hufeisen in der benötigten Menge bekomme. Mittlerweile habe ich in Südtirol (Italien) einen Lieferanten gefunden.“ Etwa 10.000 bis 15.000 Hufeisen verarbeitet Exenberger jährlich.

Hufeisen sind mittlerweile Mangelware
Für die 500 Hufeisen, aus denen eine lebensgroße Pferdeskulptur besteht, benötigt er etwa 200 Schweißstunden. Proportionen und Körperhaltung entstehen aus einer Kombination aus Bildern, die Kunden zur Verfügung stellen und Spielzeugfiguren. „Ich beginne immer mit den Beinen und schaue, dass ich die Außenlinie von den Vorder- und Hinterläufen gut hinbekomme, dann geht es weiter zu den Schultern und Schenkeln. Das geht recht flott, bis ich zu dem Punkt komme, wo ich mich nicht mehr auskenne“, sagt Exenberger. Und dann? „Irgendwann kenne ich mich wieder aus, dann geht‘s weiter“, sagt der sympathische 42jährige und lacht spitzbübisch.

Je nach Kundenwunsch kann das Objekt noch verzinkt oder lackiert werden. Auch den Preis seiner Skulpturen hat er mittlerweile so angepasst, dass er seine Familie mit seiner Kunst ernähren kann. Ab 6.000 Euro bekommen Liebhaber ein Hufeisenpferd in Lebensgröße.
Doch Handarbeit von Alm-Art gibt es auch wesentlich günstiger. Auf seiner Internetseite www.alm-art.at bietet der Kunsthandwerker zahlreiche Dekorationsgegenstände wie Wandhaken, Weinflaschenhalter, Blumen, Herzen, Schriftzüge und sogar einen Christbaum an.
Dass Exenbergers Aussage „Irgendwann kenne ich mich wieder aus“ natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, zeigt die Reaktion zweier Fachleute.

„Als der Gestütsleiter und der Bereiter von Piber die Eisenpferde abholen kamen, haben sie sich die Objekte lange schweigend angeschaut und miteinander getuschelt. Ich hab‘ mir schon gedacht: ‚Oje, etwas passt ihnen nicht.‘ Bis beide zu mir gekommen sind und meinten: ‚Wie diese Skulpturen aussehen, das ist eigentlich unser Zuchtziel bei den Lipizzanern.‘“
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