„Meine Kinder finden mich peinlich“
Sie verkörperte Königin Elizabeth I., eine Elfenkönigin in „Herr der Ringe“ und nun eine ehrgeizige Erfolgs-Dirigentin. Für ihre Rolle in „Tár“ winkt Cate Blanchett am 12. März ihr dritter „Oscar“. Die Schauspielerei hat sie aber oft satt.
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Sie steht auf dem Zenit ihrer Karriere. Lydia Tár, gespielt von Cate Blanchett, 53, räumt als Komponistin Preise ab und dirigiert als eine der weltbesten Maestra die Berliner (D) Philharmoniker. Nun steht sie kurz davor, als erste Dirigentin den kompletten Zyklus des heimischen Komponisten Gustav Mahler († 1911) aufgeführt zu haben. Nur die 5. Sinfonie, die wegen der Pandemie verschoben wurde, fehlt noch. Bei den Proben für den neuerlichen Anlauf bekommt Lydia Társ Welt allerdings Risse. Das rund zweieinhalbstündige Drama ist ab Donnerstag im Kino zu sehen.
Für „Tár“ lernte Cate Blanchett Deutsch
„Ich kann gar nicht sagen, wie viele Dirigenten ich mir für den Film angeschaut habe“, erzählt Cate Blanchett schmunzelnd. Denn in ihre Rolle ist sie tief eingetaucht. Die Australierin lernte Deutsch, nahm Klavierunterricht, besuchte Dirigentenkurse und sah sich so viele Aufführungen von Mahlers 5. Sinfonie an, wie sie nur konnte. Für ihre Rolle, die der US-Regisseur Todd Field, 58, eigens für sie konzipierte, war sie gleich Feuer und Flamme. „Ich bin noch nie einer Figur wie Tár begegnet, sie war in meinen Träumen“, schwärmt die am 14. Mai 1969 in Ivanhoe, einem Vorort von Melbourne (Australien), geborene Schauspielerin.
Ihr Filmtalent entdeckte ausgerechnet ihre Klavierlehrerin. Damals war sie neun Jahre alt. „Ich erinnere mich, dass ich eines Tages Klavier spielte und Frau McCall legte ihre Hand auf meine Hand und sagte, ‚Du hast nicht geübt, oder?‘ Ich brach einfach in Tränen aus und sagte, ‚Nein, habe ich nicht.‘ Und sie sagte, ‚Ich denke, wir sollten aufhören, denn ich glaube nicht, dass du Pianistin werden willst, du willst Schauspielerin werden.‘“
Karrierebeginn in Ägypten
Als Kind ist Cate Blanchett aber vor allem ein introvertiertes, schüchternes Mädchen gewesen. „Ich ging zwar mit Freundinnen auf Partys, drückte mich aber gewöhnlich an der Wand herum. Ich zog mich gern männlich an, ging durch Goth- und Punkphasen. Eine Zeitlang rasierte ich, zum Entsetzen meiner lieben Mutter, meinen Schädel.“ Manchmal überwältige sie immer noch die alte Scheu davor, gesehen zu werden, sagt sie.
Als Cate Blanchett zehn Jahre alt war, starb ihr Vater. „Er war auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe ihm noch nachgewunken. Am selben Tag hatte er einen Herzinfarkt. Er war nicht einmal 40 Jahre alt.“ Ihre Mutter musste sie und ihre beiden Geschwister folglich alleine aufziehen, was schwer war. „Trotzdem legte sie, wenn sie müde von der Arbeit heimkam, eine Schallplatte auf, und wir tanzten.“
Nach der Schule studierte Cate Blanchett Wirtschaftswissenschaften und Kunst an der Universität von Melbourne. Doch anstatt zu strebern, zog es sie in die weite Welt. Ihre Karriere begann in Ägypten. In einem Hotel in Kairo fragte sie ein anderer Gast, ob sie Lust hätte, Statistin zu werden. Sie sollte in einem Film ein amerikanisches Mädchen spielen, das einem Boxer zujubelte. „Die Gage deckte meine Miete für eine Woche ab, also sagte ich, ‚ja, klar‘.“ Der Begeisterung folgte bald Ernüchterung. „Es war langweilig. Wir bekamen diese Bommeln und sie sagten, wir sollten jubeln“, erinnert sich Blanchett, die den Drehort bald wieder verließ.
Zurück in Australien, trat sie zunächst in einem kleinen Theater in Sydney auf, während sie sich an der staatlichen Akademie weiterbildete. „Es waren schwere Jahre. Ich hatte kein Geld und schlug mich mit Hilfsarbeiter-Tätigkeiten durch, auch in einem Altersheim.“
Keine Liebe auf den ersten Blick
Cate Blanchett trat zudem in Seifenopern auf. Das erste Mal über die Leinwand flimmerte sie an der Seite von Glenn Close, 75, in „Paradise Road“ (1997). Ihren Durchbruch schaffte sie in dem Geschichtsdrama „Elizabeth“. Die englische Königin Elizabeth I. spielte sie so überzeugend, dass sie einen „Golden Globe“-Filmpreis sowie eine „Oscar“-Nominierung erhielt. Zwei Mal konnte sie die begehrte Goldstatue schon mitnehmen. Ein Mal 2005 als beste Nebendarstellerin für „Aviator“, das zweite Mal 2014 für die beste Hauptrolle in „Blue Jasmine“.
Bei der 95. „Oscar“-Verleihung am 12. März in Los Angeles (USA) könnte sie erneut abräumen. Mit dem Streifen „Tár“ ist sie als beste Hauptdarstellerin nominiert. Einen „Golden Globe“ sowie einen englischen „Bafta“-Filmpreis hat sie für ihre Rolle in „Tár“ schon gewonnen.
Blanchett hat viele Bewunderer, ihre Kinder zählen nicht dazu. „Sie sehen sich auch nicht alle Filme an. Sie finden mich ‚uncool‘ und peinlich“, erzählt sie lachend.
Zum Glück hat sie ja noch ihren Mann, den australischen Drehbuchautor Andrew Upton, 57. Für seine Produktionen stand sie schon mehrmals vor der Kamera, etwa in der Romanze „Carol“ (2015). Das Paar ist seit 1997 verheiratet und hat drei Söhne sowie eine Adoptivtochter.
Liebe auf den ersten Blick war es zwischen Cate Blanchett und ihrem Mann aber nicht. „Wir begegneten uns bei der Vorstellung einer von Andrew geschriebenen Fernseh-Serie und mochten uns überhaupt nicht. Ich fand ihn arrogant, er dachte, ich sei unnahbar.“ Gefunkt hat es trotzdem. In einer Pause haben sie sich geküsst. Drei Wochen danach hielt er um ihre Hand an – nachdem er zuhause bei einem romantischen Abendessen die Steaks angebrannt hatte.
Ruhe findet Cate Blanchett in ihrem renovierten, viktorianischen Landhaus in der südenglischen Provinz Sussex. Hier lebt sei seit dem Jahr 2016 mit ihrer Familie und den drei Hunden „Doug“, „Polly“ und „Fletcher“. Einst gehörte das einsam gelegene Gut Sir Arthur Conan Doyle († 1930), dem geistigen Vater von Sherlock Holmes.
Heimweh nach Australien
Hier hat Blanchett vor Jahren auch mit einer Bienenzucht begonnen. Doch ihre Arbeitswut unterbrach das Projekt. „Meine Kinder klagen ständig, ich sei zu unruhig, säße nie still. Sie mögen es, wenn ich im Pyjama bleibe.“ Doch solche Augenblicke sind selten. Oft zieht sie sich in ihr Büro zurück und studiert neue Drehbücher. Dann liegt es wieder einmal an ihrem Mann, in der großen, lichterfüllten Küche Bratwurst für die Familie zu brutzeln.
Freilich hat Blanchett manchmal auch Heimweh. „Wir besuchten Freunde in Tasmanien (Australien). Es hatte gerade geregnet und die Sonne kam heraus, und plötzlich war da der Geruch der Erde und der Geruch von Eukalyptus. Ich habe nur geweint. Ich bin so tief mit meiner Heimat verbunden.
Aber wir sind in England und die Kinder gehen dort in die Schule. Wir sind dabei, ein paar Bäume zu pflanzen. Wir haben uns schon mit dem Ort angefreundet. Ich bin hin- und hergerissen.“
Seit 2016 ist die Darstellerin Sonderbotschafterin für die Vereinten Nationen (UN). Bei einem Auftritt vor einigen Jahren kritisierte sie das Schicksal der mehr als 700.000 Muslime, die aus Myanmar ins benachbarte Bangladesch flüchten mussten. Cate Blanchett war auch selbst vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen. Auch für den Klimaschutz engagiert sie sich.
Von der Schauspielerei hat sie manchmal genug. „Es ist nicht so, dass ich aufhören möchte, ich möchte nur weniger tun. Aber es ist einfach schwer, bei einer guten Idee nein zu sagen“, erzählt die 53jährige schmunzelnd.
Für „Tár“ lernte Cate Blanchett Deutsch
„Ich kann gar nicht sagen, wie viele Dirigenten ich mir für den Film angeschaut habe“, erzählt Cate Blanchett schmunzelnd. Denn in ihre Rolle ist sie tief eingetaucht. Die Australierin lernte Deutsch, nahm Klavierunterricht, besuchte Dirigentenkurse und sah sich so viele Aufführungen von Mahlers 5. Sinfonie an, wie sie nur konnte. Für ihre Rolle, die der US-Regisseur Todd Field, 58, eigens für sie konzipierte, war sie gleich Feuer und Flamme. „Ich bin noch nie einer Figur wie Tár begegnet, sie war in meinen Träumen“, schwärmt die am 14. Mai 1969 in Ivanhoe, einem Vorort von Melbourne (Australien), geborene Schauspielerin.
Ihr Filmtalent entdeckte ausgerechnet ihre Klavierlehrerin. Damals war sie neun Jahre alt. „Ich erinnere mich, dass ich eines Tages Klavier spielte und Frau McCall legte ihre Hand auf meine Hand und sagte, ‚Du hast nicht geübt, oder?‘ Ich brach einfach in Tränen aus und sagte, ‚Nein, habe ich nicht.‘ Und sie sagte, ‚Ich denke, wir sollten aufhören, denn ich glaube nicht, dass du Pianistin werden willst, du willst Schauspielerin werden.‘“
Karrierebeginn in Ägypten
Als Kind ist Cate Blanchett aber vor allem ein introvertiertes, schüchternes Mädchen gewesen. „Ich ging zwar mit Freundinnen auf Partys, drückte mich aber gewöhnlich an der Wand herum. Ich zog mich gern männlich an, ging durch Goth- und Punkphasen. Eine Zeitlang rasierte ich, zum Entsetzen meiner lieben Mutter, meinen Schädel.“ Manchmal überwältige sie immer noch die alte Scheu davor, gesehen zu werden, sagt sie.
Als Cate Blanchett zehn Jahre alt war, starb ihr Vater. „Er war auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe ihm noch nachgewunken. Am selben Tag hatte er einen Herzinfarkt. Er war nicht einmal 40 Jahre alt.“ Ihre Mutter musste sie und ihre beiden Geschwister folglich alleine aufziehen, was schwer war. „Trotzdem legte sie, wenn sie müde von der Arbeit heimkam, eine Schallplatte auf, und wir tanzten.“
Nach der Schule studierte Cate Blanchett Wirtschaftswissenschaften und Kunst an der Universität von Melbourne. Doch anstatt zu strebern, zog es sie in die weite Welt. Ihre Karriere begann in Ägypten. In einem Hotel in Kairo fragte sie ein anderer Gast, ob sie Lust hätte, Statistin zu werden. Sie sollte in einem Film ein amerikanisches Mädchen spielen, das einem Boxer zujubelte. „Die Gage deckte meine Miete für eine Woche ab, also sagte ich, ‚ja, klar‘.“ Der Begeisterung folgte bald Ernüchterung. „Es war langweilig. Wir bekamen diese Bommeln und sie sagten, wir sollten jubeln“, erinnert sich Blanchett, die den Drehort bald wieder verließ.
Zurück in Australien, trat sie zunächst in einem kleinen Theater in Sydney auf, während sie sich an der staatlichen Akademie weiterbildete. „Es waren schwere Jahre. Ich hatte kein Geld und schlug mich mit Hilfsarbeiter-Tätigkeiten durch, auch in einem Altersheim.“
Keine Liebe auf den ersten Blick
Cate Blanchett trat zudem in Seifenopern auf. Das erste Mal über die Leinwand flimmerte sie an der Seite von Glenn Close, 75, in „Paradise Road“ (1997). Ihren Durchbruch schaffte sie in dem Geschichtsdrama „Elizabeth“. Die englische Königin Elizabeth I. spielte sie so überzeugend, dass sie einen „Golden Globe“-Filmpreis sowie eine „Oscar“-Nominierung erhielt. Zwei Mal konnte sie die begehrte Goldstatue schon mitnehmen. Ein Mal 2005 als beste Nebendarstellerin für „Aviator“, das zweite Mal 2014 für die beste Hauptrolle in „Blue Jasmine“.
Bei der 95. „Oscar“-Verleihung am 12. März in Los Angeles (USA) könnte sie erneut abräumen. Mit dem Streifen „Tár“ ist sie als beste Hauptdarstellerin nominiert. Einen „Golden Globe“ sowie einen englischen „Bafta“-Filmpreis hat sie für ihre Rolle in „Tár“ schon gewonnen.
Blanchett hat viele Bewunderer, ihre Kinder zählen nicht dazu. „Sie sehen sich auch nicht alle Filme an. Sie finden mich ‚uncool‘ und peinlich“, erzählt sie lachend.
Zum Glück hat sie ja noch ihren Mann, den australischen Drehbuchautor Andrew Upton, 57. Für seine Produktionen stand sie schon mehrmals vor der Kamera, etwa in der Romanze „Carol“ (2015). Das Paar ist seit 1997 verheiratet und hat drei Söhne sowie eine Adoptivtochter.
Liebe auf den ersten Blick war es zwischen Cate Blanchett und ihrem Mann aber nicht. „Wir begegneten uns bei der Vorstellung einer von Andrew geschriebenen Fernseh-Serie und mochten uns überhaupt nicht. Ich fand ihn arrogant, er dachte, ich sei unnahbar.“ Gefunkt hat es trotzdem. In einer Pause haben sie sich geküsst. Drei Wochen danach hielt er um ihre Hand an – nachdem er zuhause bei einem romantischen Abendessen die Steaks angebrannt hatte.
Ruhe findet Cate Blanchett in ihrem renovierten, viktorianischen Landhaus in der südenglischen Provinz Sussex. Hier lebt sei seit dem Jahr 2016 mit ihrer Familie und den drei Hunden „Doug“, „Polly“ und „Fletcher“. Einst gehörte das einsam gelegene Gut Sir Arthur Conan Doyle († 1930), dem geistigen Vater von Sherlock Holmes.
Heimweh nach Australien
Hier hat Blanchett vor Jahren auch mit einer Bienenzucht begonnen. Doch ihre Arbeitswut unterbrach das Projekt. „Meine Kinder klagen ständig, ich sei zu unruhig, säße nie still. Sie mögen es, wenn ich im Pyjama bleibe.“ Doch solche Augenblicke sind selten. Oft zieht sie sich in ihr Büro zurück und studiert neue Drehbücher. Dann liegt es wieder einmal an ihrem Mann, in der großen, lichterfüllten Küche Bratwurst für die Familie zu brutzeln.
Freilich hat Blanchett manchmal auch Heimweh. „Wir besuchten Freunde in Tasmanien (Australien). Es hatte gerade geregnet und die Sonne kam heraus, und plötzlich war da der Geruch der Erde und der Geruch von Eukalyptus. Ich habe nur geweint. Ich bin so tief mit meiner Heimat verbunden.
Aber wir sind in England und die Kinder gehen dort in die Schule. Wir sind dabei, ein paar Bäume zu pflanzen. Wir haben uns schon mit dem Ort angefreundet. Ich bin hin- und hergerissen.“
Seit 2016 ist die Darstellerin Sonderbotschafterin für die Vereinten Nationen (UN). Bei einem Auftritt vor einigen Jahren kritisierte sie das Schicksal der mehr als 700.000 Muslime, die aus Myanmar ins benachbarte Bangladesch flüchten mussten. Cate Blanchett war auch selbst vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen. Auch für den Klimaschutz engagiert sie sich.
Von der Schauspielerei hat sie manchmal genug. „Es ist nicht so, dass ich aufhören möchte, ich möchte nur weniger tun. Aber es ist einfach schwer, bei einer guten Idee nein zu sagen“, erzählt die 53jährige schmunzelnd.
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