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Ausgabe Nr. 09/2023 vom 28.02.2023, Foto: 2019 Shutterstock
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John McColgan hat den Stepptanz populär gemacht.
Die Zuseher versuchen mitzusteppen
Das Tagesgeschäft hat er abgegeben, doch die eine oder andere Show der laufenden Tournee, so verspricht der „Riverdance“-Erfinder John McColgan, 77, werde er ganz bestimmt besuchen. Im Jahr 1995 erfanden McColgan und seine Frau Moya Doherty die packende irische Tanz-Show, die bisher von 28 Millionen Menschen in aller Welt gesehen und bestaunt wurde. Und ein Ende, so erzählt der in Dublin lebende Macher dem WOCHE-Reporter Steffen Rüth, sei nicht abzusehen.
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Herr McColgan, seit der Weltpremiere im Point Theatre in Dublin (Irland) im Februar 1995 sind 62 Ehen zwischen Mitgliedern der „Riverdance“-Produktionen zustandegekommen. Zunächst einmal Glückwunsch dazu …
Herzlichen Dank (lacht). Wir wollen aber auch die mehr als hundert „Riverdance“-Babys nicht vergessen. „Riverdance“ ist eben eine Show, die mit viel Liebe gemacht wird, und das seit mittlerweile 28 Jahren. Und die Romantik ist natürlich auch ein tragender Bestandteil unserer Shows. Das Schöne ist, dass viele Tänzerinnen und Tänzer, die aktuell in der Show dabei sind, noch gar nicht geboren waren, als wir mit „Riverdance“ begonnen haben. Derzeit haben wir drei Darstellerinnen, deren Eltern auch in der Show gearbeitet haben. Überhaupt ist das Ensemble derzeit ziemlich jung.

In den Anfangstagen tanzte bei „Riverdance“ noch Michael Flatley die Hauptrolle. Bald darauf haben Sie sich zerstritten, und er gründete die Konkurrenzproduktion „Lord Of The Dance“ …
Wir sind und bleiben das Original. „Riverdance“ hatte immer phantastische Tänzerinnen und Tänzer, aber die Show als solche ist und bleibt das Allergrößte. Michael hat damals schnell Forderungen gestellt, die wir weder erfüllen wollten noch erfüllen konnten.

Haben Sie die Show eigentlich modernisiert?
Ja, selbstverständlich. Wir haben alles kräftig aufgemöbelt – die Lichtshow, Bildschirme, Kostüme und Choreographie. Wir haben „Riverdance“ aufgefrischt und wiederbelebt. Die Show sprüht vor Energie und mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie die Zuseher während der Show versuchen mitzusteppen. Das ist so süß.

Welche Erfahrungen hatten Sie eigentlich mit dem traditionellen irischen Tanz, als Sie „Riverdance“ populär machten?
Keine. Meine Schwester war Tänzerin, ich hatte dagegen nie getanzt. Aber ich war vorher zwanzig Jahre lang beim Fernsehen und viele Produktionen hatten irischen Tanz mit dabei, daher war mir die Kunstform vertraut. Aber Sie können mir glauben: Es war für meine Frau Moya und mich ein Kampf, die Show auf die Beine stellen zu können. Die meisten hielten unser Produkt für unmodern, altmodisch, einfach aus der Zeit gefallen.

Ursprünglich war es ja ein Tanz von armen irischen Einwanderern in die USA, vor allem im späten 19. Jahrhundert. Heutzutage leben Irinnen und Iren auf der ganzen Welt. Wie wichtig ist der multikulturelle Aspekt der Show?
Riverdance ist, ausgehend vom Irish Dance, extrem international. Wir haben Stepptanz, russischen Tanz und Flamenco mit im Programm. Wir sind eine multinationale und multikulturelle Familie. „Riverdance“ baut Brücken in einer Welt, in der sich so viele Menschen voneinander entfernen. Wir setzen der Polarisierung die verbindende Kraft des Tanzens entgegen. Überall auf der Welt berührt unsere Show, ob in China oder Mitteleuropa. Unser Motto lautet: Jeder Abend ist Premierenabend. Egal, wo wir sind, wir geben immer alles.

Viele Frauen sind mit dabei …
Ja, wir wollten den Frauenanteil erhöhen. Sie tanzen einige Stücke auch alleine.

Wie lange wird es „Riverdance“ noch geben?
Noch ziemlich lange. Die Show ist nach wie vor hellwach. Ich bin mir sicher, „Riverdance“ wird uns alle lange überdauern.
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