Fasten – Der Weg hin zu einem gesünderen Lebensgefühl – Teil 1
Frühjahrsputz für Körper, Geist und Seele. Seit Jahrhunderten schwören Menschen auf Heilung durch Fasten. Der zeitlich begrenzte Verzicht auf (feste) Nahrung mobilisiere die Selbstheilungskräfte, sagte schon Hippokrates 400 vor Christus. Heute bestätigen Wissenschaftler Fasten als natürliches „Reparatur- und Erholungs-programm“. Möglich macht dies unter anderem die körpereigene „Müllabfuhr“.
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Ein, zwei, drei Wochen freiwillig auf Essen verzichten, dafür stehen jede Menge verdünnte Säfte, Kräutertees und klare Suppen auf dem Speiseplan.
So ein typisches „Fasten-Menü“ ist ausgesprochen karg und dennoch finden immer mehr Menschen in unserem Land Gefallen daran. Das zeigen erneut die Zahlen der jährlichen Fastenumfrage des Kurhauses Marienkron in Mönchhof (B). Haben im Jahr 2022 drei von zehn Menschen im Land gefastet, will in diesem Jahr bereits jeder Zweite Fastentage einlegen. „Auffallend ist, vor allem die Gruppe der 18- bis 39jährigen findet Gefallen am Fasten“, verrät die Marienkron-Geschäftsführerin Mag. Elke Müller. An der Spitze der Fastenmotive steht die „Reinigung und Entgiftung des Körpers“ (43 Prozent), gefolgt von „Abnehmen“ (37 Prozent), „mehr Wohlbefinden“ (35,8 Prozent) und „bessere Ernährungsgewohnheiten“ (22 Prozent).
Mit Fasten lassen sich in der Tat alle diese (und noch weitere) Gesundheitsziele erreichen, denn Fasten ist weit mehr als nichts zu essen. Es aktiviert vor allem unser, von der Evolution erschaffenes, körpereigenes Erholungs- und Reparaturprogramm. Es ist eine „äußerst wirksame Methode, den ‚inneren Arzt‘ zu wecken“, eine „nicht medikamentöse Intervention mit durchaus medikamentöser Wirkung“, beschreibt es Dr. Martin Pinsger, Leiter des Schmerzzentrums in Bad Vöslau (NÖ, Tel.: 02252/76948) und Mit-Autor des Buches „Fasten. Mein Jungbrunnen“ (ISBN: 987-3-99002-152-1, € 24,50).
Tatsächlich ist es für unseren Körper kein Problem, über einen begrenzten Zeitraum auf feste Nahrung zu verzichten. Das Fasten liegt uns sozusagen in den Genen.
Energieprogramm ist das „Ass“ im Ärmel
Der menschliche Körper hat seit den Urzeiten seines Bestehens gelernt, Tage oder gar Wochen ohne feste Nahrung zu überbrücken. Er schaltet bei natürlichen oder selbst eingeleiteten Perioden ohne feste Nahrung einfach in das „evolutionäre Notprogramm“, wie Dr. Pinsger erklärt.
„Verzichten wir auf feste Nahrung, wechselt unser Stoffwechsel automatisch von der Energieversorgung durch Zucker zur Energieversorgung durch Fettsäuren, die sogenannte Ketogenese. Dieser Umstieg dauert zwei bis drei Tage. Dann sind die Zuckerreserven aufgebraucht, der Körper steigt auf sein zweites ‚Energieprogramm‘ um. Wer noch nie gefastet hat, kann diese Tage des Wechsels als belastend empfinden.
Es treten Müdigkeit, Kopfweh, Gliederschmerzen oder Konzentrationsmangel auf. So mancher spielt mit dem Gedanken, das Fasten abzubrechen. Daher ist es für Anfänger sinnvoll, das erste Fasten in einer Gruppe, stationär in einer Fastenklink zu erfahren. Das hilft durch die ‚Fastenkrise‘, die am dritten Tag vorbei ist. Hat sich der Stoffwechsel umgestellt, spüren die Fastenden keinen Hunger, fühlen sich frei, leicht und psychisch im Aufschwung. Dahinter steckt die Leistung des Fettsäure-Stoffwechsels. Er produziert viermal so viel Energie wie der Abbau derselben Menge Zucker. Das bringt enorme Ausdauer.“
Die Zellen befreien sich vom Müll
Eine Zeit lang auf herkömmliches Essen zu verzichten, ist für den Körper keineswegs ein Malheur. Im Gegenteil. Nur in diesen Phasen ist es ihm möglich, großräumig mit dem „Müll“ in unseren Zellen aufzuräumen.
Diesen Prozess nennen Wissenschaftler Autophagie, die natürliche Erneuerung und Wiederverwertung beschädigter Körperzellen. „Unsere Zellen sind Wunderwerke, in denen sich etwa 15.000 chemische Prozesse pro Sekunde abspielen. Dabei fällt Müll an, wie beschädigte Zellbausteine und wertlose Proteinreste. Dieser Müll ist nicht zu unterschätzen, denn er stört die Reparatur und Erholung der Zellen und führt zu einem beschleunigten Alterungsprozess. Damit Körperzellen lange leben, muss in ihnen aufgeräumt werden.
Dafür hat die Natur die körpereigene Zellreinigung, die Autophagie, geschaffen. Wird längere Zeit nichts gegessen, fangen die Zellen an, sich von unnötigem Ballast zu ,ernähren‘. Sie bilden ,Müllsäcke‘, in denen sie kaputtes, beschädigtes Zellmaterial einsammeln und umschließen. Der gesammelte Inhalt wird in größere ‚Säcke‘ gekippt, die mit Enzymen gefüllt sind. Diese lösen die nicht mehr funktionierenden Zellbestandteile in Einzelteile auf, die wiederverwertet oder der Verbrennung und damit der Energiegewinnung zugeführt werden. Dadurch erlangen vor allem gealterte Zellen ihre vollständige Funktionsfähigkeit zurück. Der bevorstehende Zelltod kann durch dieses Recycling-Programm hinausgezögert werden. Es macht die Zelle wieder jünger, dynamischer und damit leistungsfähiger“, erklärt Dr. Pinsger den „Jungbrunnen-Effekt“.
Fasten lindert viele Entzündungen im Körper
Wer fastet, erreicht viel mehr als den Verlust von ein paar überflüssigen Kilos. Die Ernährungspause mit der wissenschaftlich erwiesenen Erholung wirkt auf Körper, Psyche und Seele vorbeugend wie heilend.
„Eine Woche Fasten in der Gruppe bringt mir seit Jahren neue körperliche Leichtigkeit, gestärktes Selbstvertrauen und verbesserte Blutwerte. Meine starken Rückenschmerzen werden für viele Wochen verringert“, berichtet Gerhard Hamböck (li.). Der ehemalige Berufsoffizier kämpft seit Jahren mit starken Wirbelsäulenproblemen und fastet ein- bis zweimal jährlich.
In der Tat, regelmäßiges Fasten zwei bis drei Mal im Jahr verbessert die Festigkeit der Haut und der Blutgefäße. Stille Entzündungen in Gelenken, Organen und Gefäßen gehen zurück. Sie sind häufige Ursachen für chronische Erkrankungen wie Gefäßverkalkungen, Schmerzen, Demenz, Netzhauterkrankungen wie die Makuladegeneration, entzündete Gelenke an der Wirbelsäule und Krebs.
Fasten bedeutet nicht Faulenzen
Zum Fasten gehört aber nicht nur das Weglassen von Essen. Bewegung in Form von Tanz, Yoga, Nordic Walking oder Wandern unterstützen seine Wirkung. Ebenso helfen Massagen, Wickel, Güsse, Bäder und Lymphdrainagen. Gespräche, Kommunikation, Meditation und das Gebet unterstützen wiederum Geist und Seele. „Das Immer-wieder-bei-sich-selbst-Ankommen, das Sich-Spüren und -Hinterfragen ist ein wichtiger Punkt der Selbstfürsorge, die beim Fasten einen zentralen Punkt ausmacht“, streicht Dr. Pinsger den ganzheitlichen Effekt des Fastens heraus.
Fasten ist fast für alle gesunde Menschen unbedenklich.
Ausnahmen gibt es dennoch. „Kinder und Jugendliche, weil sie noch im Aufbau sind, sollen nicht fasten. Auch hochbetagte Menschen sind nicht geeignet, da ihnen das Fasten bereits körperlich zu viel abverlangt, gleiches gilt für Schwangere. Der Rest darf nicht nur, er sollte es mit dem Fasten probieren. Ein Vorab-Gespräch mit dem Hausarzt ist aber in jedem Fall empfohlen.“
Fasten hilft auch bei Krankheit
Eine besondere Gruppe unter Fastenwilligen sind Menschen mit Begleiterkrankungen. Ärzte unterscheiden daher das vorbeugende Fasten von Gesunden vom Heilfasten für bereits Erkrankte.
Während Fastenärzte Krebspatienten in Therapie, Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung, einem instabilen Allgemeinzustand oder schweren Essstörungen wie Magersucht vom Fasten weiterhin abraten, sind Patienten mit typischen Zivilisationskrankheiten geradezu aufgefordert.
„Die moderne Forschung bestätigt, Fasten wirkt auf Stoffwechsel, Durchblutung, Immunsystem und die Psyche. Deshalb hilft Fasten zum Beispiel bei Rheuma, Arthrose, Diabetes Typ 2, entzündlichen Darmerkrankungen oder Bluthochdruck, und es unterstützt die Therapie bei Autoimmun- und Hauterkrankungen, neurologischen Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose sowie leichten Depressionen“, sagt Fastenarzt Dr. Rainer Matejka, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und biologische Medizin.
Während das Fasten für Gesunde unter Betreuung durch erfahrene Fastenleiter ambulant durchgeführt werden kann, sollten erkrankte Anwärter nur unter ärztlicher Aufsicht fasten. „Bei schwereren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden oder entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Heilfastenkur in einer Klinik angeraten“, empfahl schon der deutsche „Fastenpapst“ Dr. Hellmut Lützner.
Problematisch kann das Fasten auch für Astheniker, also Menschen mit einem muskelarmen Körperbau, werden. „Dieser Konstitutionstyp ist zartgliedrig, neigt zu Infekten und Allergien, ist wenig robust, leidet unter allgemeiner Schlappheit, neigt zur Unterzuckerung und zum Frieren.
Typisch sind Reizdarmsymptome, depressive Verstimmungen und schlechte Verträglichkeit chemischer Arzneimittel. Für manche Astheniker, etwa jenen mit rheumatoider Arthritis und entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn, kann angepasstes, moderates Fasten aufgrund der anti-entzündlichen Wirkung jedoch geeignet sein. Um die Gewichtsabnahme zu begrenzen ist ihre Kalorienzufuhr während des Fastens erhöht“, erklärt Dr. Matejka.
Wer zu Fülle neigt, ist bestens geeignet
Die beiden anderen Konstitutionstypen sind hingegen „ideale“ Fastenanwärter. „Der füllige Pykniker, mit Neigung zur Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, spricht sehr gut auf das Fasten an. Er kann dies mehrmals im Jahr und mehrwöchig durchhalten. Gleiches gilt für den Athletiker, der zu Problemen der Muskulatur, Gelenke und Sehnen neigt, oft auch zu Gicht und Hautkrankheiten. Auch er darf und soll es mit dem Fasten probieren.“
Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger (1878 – 1966)
Traditionelles Heilfasten beginnt am Tag vor der Fastenkur mit verringerter Nahrungsaufnahme. Auf Koffein, Alkohol oder Nikotin wird ab nun verzichtet.
Zu Beginn des ersten Fastentages erfolgt eine Darmspülung. Während der Fastentage gibt es täglich Gemüsebrühe, Obst- / Gemüsesäfte, etwas Honig und mindestens 2,5 l Kräutertee oder Wasser. Die maximale Energiezufuhr liegt bei 250 – 500 Kalorien pro Tag. Bei länger anhaltenden Fastenkuren kann Buttermilch zugeführt werden.
Die Fastendauer beträgt zwei bis vier Wochen. Kürzere Fastenzeiten sind aus individuellen oder medizinischen Gründen geläufig. Für die Dauer des Fastens wird mäßige bis normale körperliche Aktivität empfohlen. Das Ende des Heilfastens bilden das Fastenbrechen und Aufbautage.
Wie Fasten bei verschiedenen Krankheiten Symptome lindert
So ein typisches „Fasten-Menü“ ist ausgesprochen karg und dennoch finden immer mehr Menschen in unserem Land Gefallen daran. Das zeigen erneut die Zahlen der jährlichen Fastenumfrage des Kurhauses Marienkron in Mönchhof (B). Haben im Jahr 2022 drei von zehn Menschen im Land gefastet, will in diesem Jahr bereits jeder Zweite Fastentage einlegen. „Auffallend ist, vor allem die Gruppe der 18- bis 39jährigen findet Gefallen am Fasten“, verrät die Marienkron-Geschäftsführerin Mag. Elke Müller. An der Spitze der Fastenmotive steht die „Reinigung und Entgiftung des Körpers“ (43 Prozent), gefolgt von „Abnehmen“ (37 Prozent), „mehr Wohlbefinden“ (35,8 Prozent) und „bessere Ernährungsgewohnheiten“ (22 Prozent).
Mit Fasten lassen sich in der Tat alle diese (und noch weitere) Gesundheitsziele erreichen, denn Fasten ist weit mehr als nichts zu essen. Es aktiviert vor allem unser, von der Evolution erschaffenes, körpereigenes Erholungs- und Reparaturprogramm. Es ist eine „äußerst wirksame Methode, den ‚inneren Arzt‘ zu wecken“, eine „nicht medikamentöse Intervention mit durchaus medikamentöser Wirkung“, beschreibt es Dr. Martin Pinsger, Leiter des Schmerzzentrums in Bad Vöslau (NÖ, Tel.: 02252/76948) und Mit-Autor des Buches „Fasten. Mein Jungbrunnen“ (ISBN: 987-3-99002-152-1, € 24,50).
Tatsächlich ist es für unseren Körper kein Problem, über einen begrenzten Zeitraum auf feste Nahrung zu verzichten. Das Fasten liegt uns sozusagen in den Genen.
Energieprogramm ist das „Ass“ im Ärmel
Der menschliche Körper hat seit den Urzeiten seines Bestehens gelernt, Tage oder gar Wochen ohne feste Nahrung zu überbrücken. Er schaltet bei natürlichen oder selbst eingeleiteten Perioden ohne feste Nahrung einfach in das „evolutionäre Notprogramm“, wie Dr. Pinsger erklärt.
„Verzichten wir auf feste Nahrung, wechselt unser Stoffwechsel automatisch von der Energieversorgung durch Zucker zur Energieversorgung durch Fettsäuren, die sogenannte Ketogenese. Dieser Umstieg dauert zwei bis drei Tage. Dann sind die Zuckerreserven aufgebraucht, der Körper steigt auf sein zweites ‚Energieprogramm‘ um. Wer noch nie gefastet hat, kann diese Tage des Wechsels als belastend empfinden.
Es treten Müdigkeit, Kopfweh, Gliederschmerzen oder Konzentrationsmangel auf. So mancher spielt mit dem Gedanken, das Fasten abzubrechen. Daher ist es für Anfänger sinnvoll, das erste Fasten in einer Gruppe, stationär in einer Fastenklink zu erfahren. Das hilft durch die ‚Fastenkrise‘, die am dritten Tag vorbei ist. Hat sich der Stoffwechsel umgestellt, spüren die Fastenden keinen Hunger, fühlen sich frei, leicht und psychisch im Aufschwung. Dahinter steckt die Leistung des Fettsäure-Stoffwechsels. Er produziert viermal so viel Energie wie der Abbau derselben Menge Zucker. Das bringt enorme Ausdauer.“
Die Zellen befreien sich vom Müll
Eine Zeit lang auf herkömmliches Essen zu verzichten, ist für den Körper keineswegs ein Malheur. Im Gegenteil. Nur in diesen Phasen ist es ihm möglich, großräumig mit dem „Müll“ in unseren Zellen aufzuräumen.
Diesen Prozess nennen Wissenschaftler Autophagie, die natürliche Erneuerung und Wiederverwertung beschädigter Körperzellen. „Unsere Zellen sind Wunderwerke, in denen sich etwa 15.000 chemische Prozesse pro Sekunde abspielen. Dabei fällt Müll an, wie beschädigte Zellbausteine und wertlose Proteinreste. Dieser Müll ist nicht zu unterschätzen, denn er stört die Reparatur und Erholung der Zellen und führt zu einem beschleunigten Alterungsprozess. Damit Körperzellen lange leben, muss in ihnen aufgeräumt werden.
Dafür hat die Natur die körpereigene Zellreinigung, die Autophagie, geschaffen. Wird längere Zeit nichts gegessen, fangen die Zellen an, sich von unnötigem Ballast zu ,ernähren‘. Sie bilden ,Müllsäcke‘, in denen sie kaputtes, beschädigtes Zellmaterial einsammeln und umschließen. Der gesammelte Inhalt wird in größere ‚Säcke‘ gekippt, die mit Enzymen gefüllt sind. Diese lösen die nicht mehr funktionierenden Zellbestandteile in Einzelteile auf, die wiederverwertet oder der Verbrennung und damit der Energiegewinnung zugeführt werden. Dadurch erlangen vor allem gealterte Zellen ihre vollständige Funktionsfähigkeit zurück. Der bevorstehende Zelltod kann durch dieses Recycling-Programm hinausgezögert werden. Es macht die Zelle wieder jünger, dynamischer und damit leistungsfähiger“, erklärt Dr. Pinsger den „Jungbrunnen-Effekt“.
Fasten lindert viele Entzündungen im Körper
Wer fastet, erreicht viel mehr als den Verlust von ein paar überflüssigen Kilos. Die Ernährungspause mit der wissenschaftlich erwiesenen Erholung wirkt auf Körper, Psyche und Seele vorbeugend wie heilend.
„Eine Woche Fasten in der Gruppe bringt mir seit Jahren neue körperliche Leichtigkeit, gestärktes Selbstvertrauen und verbesserte Blutwerte. Meine starken Rückenschmerzen werden für viele Wochen verringert“, berichtet Gerhard Hamböck (li.). Der ehemalige Berufsoffizier kämpft seit Jahren mit starken Wirbelsäulenproblemen und fastet ein- bis zweimal jährlich.
In der Tat, regelmäßiges Fasten zwei bis drei Mal im Jahr verbessert die Festigkeit der Haut und der Blutgefäße. Stille Entzündungen in Gelenken, Organen und Gefäßen gehen zurück. Sie sind häufige Ursachen für chronische Erkrankungen wie Gefäßverkalkungen, Schmerzen, Demenz, Netzhauterkrankungen wie die Makuladegeneration, entzündete Gelenke an der Wirbelsäule und Krebs.
Fasten bedeutet nicht Faulenzen
Zum Fasten gehört aber nicht nur das Weglassen von Essen. Bewegung in Form von Tanz, Yoga, Nordic Walking oder Wandern unterstützen seine Wirkung. Ebenso helfen Massagen, Wickel, Güsse, Bäder und Lymphdrainagen. Gespräche, Kommunikation, Meditation und das Gebet unterstützen wiederum Geist und Seele. „Das Immer-wieder-bei-sich-selbst-Ankommen, das Sich-Spüren und -Hinterfragen ist ein wichtiger Punkt der Selbstfürsorge, die beim Fasten einen zentralen Punkt ausmacht“, streicht Dr. Pinsger den ganzheitlichen Effekt des Fastens heraus.
Fasten ist fast für alle gesunde Menschen unbedenklich.
Ausnahmen gibt es dennoch. „Kinder und Jugendliche, weil sie noch im Aufbau sind, sollen nicht fasten. Auch hochbetagte Menschen sind nicht geeignet, da ihnen das Fasten bereits körperlich zu viel abverlangt, gleiches gilt für Schwangere. Der Rest darf nicht nur, er sollte es mit dem Fasten probieren. Ein Vorab-Gespräch mit dem Hausarzt ist aber in jedem Fall empfohlen.“
Fasten hilft auch bei Krankheit
Eine besondere Gruppe unter Fastenwilligen sind Menschen mit Begleiterkrankungen. Ärzte unterscheiden daher das vorbeugende Fasten von Gesunden vom Heilfasten für bereits Erkrankte.
Während Fastenärzte Krebspatienten in Therapie, Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung, einem instabilen Allgemeinzustand oder schweren Essstörungen wie Magersucht vom Fasten weiterhin abraten, sind Patienten mit typischen Zivilisationskrankheiten geradezu aufgefordert.
„Die moderne Forschung bestätigt, Fasten wirkt auf Stoffwechsel, Durchblutung, Immunsystem und die Psyche. Deshalb hilft Fasten zum Beispiel bei Rheuma, Arthrose, Diabetes Typ 2, entzündlichen Darmerkrankungen oder Bluthochdruck, und es unterstützt die Therapie bei Autoimmun- und Hauterkrankungen, neurologischen Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose sowie leichten Depressionen“, sagt Fastenarzt Dr. Rainer Matejka, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und biologische Medizin.
Während das Fasten für Gesunde unter Betreuung durch erfahrene Fastenleiter ambulant durchgeführt werden kann, sollten erkrankte Anwärter nur unter ärztlicher Aufsicht fasten. „Bei schwereren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden oder entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Heilfastenkur in einer Klinik angeraten“, empfahl schon der deutsche „Fastenpapst“ Dr. Hellmut Lützner.
Problematisch kann das Fasten auch für Astheniker, also Menschen mit einem muskelarmen Körperbau, werden. „Dieser Konstitutionstyp ist zartgliedrig, neigt zu Infekten und Allergien, ist wenig robust, leidet unter allgemeiner Schlappheit, neigt zur Unterzuckerung und zum Frieren.
Typisch sind Reizdarmsymptome, depressive Verstimmungen und schlechte Verträglichkeit chemischer Arzneimittel. Für manche Astheniker, etwa jenen mit rheumatoider Arthritis und entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn, kann angepasstes, moderates Fasten aufgrund der anti-entzündlichen Wirkung jedoch geeignet sein. Um die Gewichtsabnahme zu begrenzen ist ihre Kalorienzufuhr während des Fastens erhöht“, erklärt Dr. Matejka.
Wer zu Fülle neigt, ist bestens geeignet
Die beiden anderen Konstitutionstypen sind hingegen „ideale“ Fastenanwärter. „Der füllige Pykniker, mit Neigung zur Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, spricht sehr gut auf das Fasten an. Er kann dies mehrmals im Jahr und mehrwöchig durchhalten. Gleiches gilt für den Athletiker, der zu Problemen der Muskulatur, Gelenke und Sehnen neigt, oft auch zu Gicht und Hautkrankheiten. Auch er darf und soll es mit dem Fasten probieren.“
Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger (1878 – 1966)
Traditionelles Heilfasten beginnt am Tag vor der Fastenkur mit verringerter Nahrungsaufnahme. Auf Koffein, Alkohol oder Nikotin wird ab nun verzichtet.
Zu Beginn des ersten Fastentages erfolgt eine Darmspülung. Während der Fastentage gibt es täglich Gemüsebrühe, Obst- / Gemüsesäfte, etwas Honig und mindestens 2,5 l Kräutertee oder Wasser. Die maximale Energiezufuhr liegt bei 250 – 500 Kalorien pro Tag. Bei länger anhaltenden Fastenkuren kann Buttermilch zugeführt werden.
Die Fastendauer beträgt zwei bis vier Wochen. Kürzere Fastenzeiten sind aus individuellen oder medizinischen Gründen geläufig. Für die Dauer des Fastens wird mäßige bis normale körperliche Aktivität empfohlen. Das Ende des Heilfastens bilden das Fastenbrechen und Aufbautage.
Wie Fasten bei verschiedenen Krankheiten Symptome lindert
- Bluthochdruck:
Fasten verringert Stress, löst Ängste, bessert den Stoffwechsel und verringert das Gewicht.
Das zusammengenommen senkt den Blutdruck. Unter ärztlicher Kontrolle werden medikamentöse Blutdrucksenker verringert.
- Diabetes Typ 2 „Alters-Diabetes“:
Fasten ist eine exzellente Basistherapie. Wer medikamentös gegen Diabetes Typ 2 behandelt wird, sollte nur stationär (Fastenklinik) fasten, damit der Blutzucker gut überwacht wird. Es kann und sollte bei langjährigem „Alters-Diabetes“ mehrwöchig bis zu 21 Tage gefastet werden.
Bei Wiederholungen eignen sich kürzere Fastenzeiten (7–10 Tage). Viele Diabetiker können nach Abschluss einer Fastenkur orale Antidiabetiker ganz absetzten und das Insulin oft deutlich verringern. Je nach Ausgangsbasis und Dauer der Erkrankung kann Diabetes Typ 2 ohne Medikamente in Schach gehalten werden.
- Gicht:
Fasten hilft, muss aber aufgrund des Harnsäureanstieges vorsichtig durchgeführt werden. Um einen Anfall zu vermeiden, müssen die Harnsäurewerte im Blut mehrere Tage überwacht werden. Nach der Fastenkur ist eine vegetarisch-vegane Kost zu bevorzugen.
- Chronische Schmerzen:
Fasten wirkt anti-entzündlich und gewebereinigend, dazu kommen die positiven Effekte auf Geist und Seele. Stationäres Heilfasten über 21 Tage, gefolgt von zwei jährlichen „Auffrischungen“ und regelmäßig eintägigen Fasteneinlagen sind empfohlen. Viele Patienten können nach einer Fastenkur Schmerzmittel und Antidepressiva verringern.
- Arthrose/Gelenksverschleiß:
Heilfasten ist die Mutter der Arthrosetherapie. Das Gewebe wird entsäuert, die Anzahl der schmerzauslösenden Substanzen im Gelenk verringert. Heilgymnastik verstärkt den Effekt.
- Migräne:
Fasten wirkt anti-allergisch, stoffwechselreinigend, psychisch entlastend und hormonell ausgleichend. Damit wirkt es auf mehreren Ebenen ursächlich in der Behandlung von Migräne. Patienten sollten vor dem Fasten, drei bis vier Umschalttage einlegen (Verringerung der Nahrung, kein Kaffee und Süßes), um einem Anfall zu Fastenbeginn vorzubeugen.
- Chronisch entzündliche Darmerkankung (CED):
Die anti-entzündliche und vegetativ ausgleichende Wirkung des Fastens wirkt reizlindernd. Patienten erhalten ergänzend Getreideschleim (zusätzlich reizlindernd, liefert den oft extrem schlanken Patienten mehr Kalorien). Auf Abführmittel wird verzichtet, denn die Darmreinigung muss vorsichtig geschehen.
- Neurodermitis:
Auch hier wirkt Fasten anti-entzündlich, vegetativ ausgleichend und stressreduzierend. Das lindert die allergische Reaktion der Haut. Da anfangs eine Verschlimmerung eintritt, ist eine Fastendauer von zehn und mehr Tagen empfohlen.
Nach einer Fastenkur sollte die Ernährung umgestellt werden
Vorwiegend vegetarisch, keine Fertiggerichte. Werden nach kurzer Zeit alte Ernährungsgewohnheiten mit reichlich Süßem, rotem Fleisch und Wurstwaren, Kaffee und Alkohol wieder aufgenommen, hält die im Fasten erzielte Besserung nur einige Wochen an.
Vorwiegend vegetarisch, keine Fertiggerichte. Werden nach kurzer Zeit alte Ernährungsgewohnheiten mit reichlich Süßem, rotem Fleisch und Wurstwaren, Kaffee und Alkohol wieder aufgenommen, hält die im Fasten erzielte Besserung nur einige Wochen an.
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