Die Weihnachtsgeschenke sind umgetauscht, die Gutscheine eingelöst, das eine oder andere Schnäppchen im Ausverkauf ist gemacht. Die Lust an einem Einkaufsbummel hält sich bei etlichen angesichts der FFP2-Maskenpflicht und der geschlossenen Gastronomie in Grenzen. Rainer Will sieht aber auch eine allgemeine Verunsicherung der Konsumenten, „die sich ja auch in einer Verdoppelung der Sparquote äußert.“ 14 Prozent unseres Einkommens legten wir zuletzt auf die hohe Kante. „Dennoch ist alles besser als ein weiterer harter ,Lockdown‘, denn da verliert unsere Branche fast eine Milliarde Euro pro Woche.“
Auch die Friseure klagen über weniger Kundschaft. „Der Februar war natürlich sehr gut aufgrund des Nachholbedarfes. Aber jetzt zeichnet sich schon ab, dass es ruhiger wird“, erklärt Innungsmeister Wolfgang Eder. Die Einbußen sind unterschiedlich. „Es gibt wahrscheinlich ein großes Stadt-Land Gefälle, es hängt davon ab, wie leicht oder wie schwierig es für die Kunden ist, zu Tests zu kommen. Aber ich höre von Kollegen, dass sie bis zu 50 Prozent hinter dem März des Vorjahres liegen. Für jene, die mehr von Laufkunden abhängig sind, ist es schwieriger.“
Friseure wollen Selbsttests in den Geschäften
Nicht alle können oder wollen die Hürde der Zutrittstests nehmen. „Das ganze Testen bremst die Lust, zum Friseur zu gehen. Mehr als 30 Prozent überlegen, aufgrund der Testpflicht darauf zu verzichten“, weiß Wolfgang Eder. „Deswegen hätten wir Friseure gerne niederschwellige Testmöglichkeiten bei uns in den Salons. Dass wir die Schnelltests aufliegen haben und der Kunde macht sie unter Aufsicht selbst. Denn in Zukunft, wenn das Gastgewerbe aufsperrt, werden die Testkapazitäten ein Thema. Wir Friseure würden für ein Pilotprojekt bereitstehen.“
Selbsttests direkt bei den Friseuren könnten zudem dem „Pfusch“ Einhalt gebieten. „Wenn der Zutritt zum Friseur schwieriger ist gegenüber anderen Möglichkeiten, kann es auch sein, dass der Kunde den einfacheren Weg geht und vielleicht sogar ins Illegale abdriftet“, fürchtet der Innungsmeister.
Im Handel hat die Corona-Krise die Kleidergeschäfte hart getroffen, „mit einem Umsatzminus von 25 Prozent im vergangenen Jahr“, rechnet Rainer Will vom Handelsverband vor. Auch Schmuck, Schuhe und Spielwaren wurden seltener gekauft. Supermärkte, die Möbel- oder Heimwerkerbranche verzeichneten hingegen Zuwächse. Und der Internet-Handel wuchs um fast ein Fünftel.
„Grundsätzlich gilt: Je kleiner und je weniger digital der Betrieb, je abhängiger vom Tourismus, desto dicker ist das Minus“, sagt Will. In den Wintertourismus-Hochburgen „bleiben die Verkaufszahlen leider weiterhin desaströs.“ Vielerorts mit „Umsatzausfällen von mehr als 90 Prozent, etwa im Sportartikelhandel.“
Handel wünscht sich Gastro-Öffnung
Jeder vierte Händler kann laut einer Handelsverbands-Befragung „eingehende Rechnungen nicht zur Gänze bezahlen und ist damit de facto zahlungsunfähig“, sagt Rainer Will. Mehr als ein Drittel aller Händler gehen davon aus, das nächste halbe Jahr nicht zu überstehen.
Ob es bei den Friseuren eine Pleitewelle gibt, „werden wir erst feststellen können, wenn wir wieder normal arbeiten und die finanziellen Unterstützungen wegfallen“, erklärt Innungsmeister Eder. „Da ist schon zum Teil mit Stundungen ein bisschen ein Hinausschieben passiert.“
Der Handel wünscht sich jetzt vor allem „eine baldige Öffnung der Gastronomie, sobald es die virologische Situation zulässt“, sagt Rainer Will. Doch das wird noch dauern.
Jasmin Hassler, 38, „JJ-Sister's hair and make-up“,
„Die Schwarzarbeit blüht“
Die Maskenpflicht plus Test ist einfach nicht nachvollziehbar. Auch die kostenlosen Selbsttests beim Friseur werden unsere Kundenfrequenz mit Sicherheit nicht erhöhen. Die Kunden müssten dann etwa zwanzig Minuten vor dem Termin kommen und bei normalem Betrieb vor der Tür warten. Wer macht das schon? Deshalb blüht auch die Schwarzarbeit in unserer Branche.“
Sabine Pichler, 48, „Ball- und Brautmoden“, Pregarten (OÖ)
„Die Bräute sind zurückhaltend“
Die Kleider dazu fielen nicht so pompös aus. Die Nachfrage nach billigeren Modellen hat sich erhöht. Meiner Einschätzung nach hatten wir etwa 50 Prozent weniger Kundschaft. Auch derzeit sind die Bräute wieder zurückhaltend, weil sie nicht wissen, ob die Hochzeit im geplanten Rahmen stattfinden wird können.
Unsere Arbeit würde sich wesentlich erleichtern, wenn wir gezielter planen könnten. Vor Corona waren wir ab den Wintermonaten komplett ausgebucht für Brautberatungen. Diese Monate sind uns weggefallen.“
Barbara Huber, 54, „MARIDO“-Modegeschäft, Feldkirchen (K)
„Heuer wäre Anfang Mai mein zehnjähriges Firmenjubiläum gewesen. Ich war mit großem Herzblut in meinem Modegeschäft und immer gerne für meine Kunden da. Aber leider werde ich durch diese Bundesregierung dazu gezwungen aufzuhören. Nach Ostern schließe ich nach dem Abverkauf für immer mein Geschäft.
Es ist eine absolute Katastrophe, aber es gibt Tage, da kommt keine einzige Kundin. Die Menschen haben einfach etwa durch das Maskentragen keine Lust zum Einkaufen. Wahrscheinlich haben sie auch weniger Geld zur Verfügung. Dadurch, dass auch die Gastronomie nicht geöffnet hat, ist Feldkirchen oft menschenleer.
Ich kann es mir nicht erlauben, immer nur ein Minus zu machen. Meine Reserven sind endgültig aufgebraucht. Seitens der Politik habe ich mir immer klare Linien
gewünscht. Nicht heute so eine Verordnung und morgen wieder eine andere.“
Michaela Moser, 37, „Haarstudio Michaela“, St. Oswald bei Freistadt (OÖ)
„Die Laufkundschaft fällt weg“
„Derzeit zeichnet sich ab, dass uns die Laufkundschaft wegfällt. Auch jene, die sich zum Beispiel einmal wöchentlich die Frisur legen ließen, fallen weg. Für Menschen, die in der Mobilität eingeschränkt sind, ist die Möglichkeit, zur Teststraße zu kommen, auch erschwert.
Der Gang zum Friseur wird hinausgezögert. Menschen, die uns alle zwei Wochen einen Besuch abstatteten, kommen jetzt ein Mal im Monat. Vermehrt Männer bleiben bei den Haarschnitten, die sie selbst mit der Schneidemaschine fertigbringen.
Ungerecht empfinde ich, dass für Mobile Friseure nicht die gleichen Verordnungen gelten. Hier gilt, dass nur die Friseurin alle 48 Stunden getestet sein muss. Die Kunden jedoch nicht. Da sollte eine Linie verfolgt werden. Dass Schnelltests bei den Friseuren angeboten werden könnten, ist keine schlechte Idee. Jedoch stellt sich die Frage, wie das umsetzbar ist.“
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